pte20230512026 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

England gegenüber LGBTQ+Journalisten feindselig

Online-Beschimpfungen und -Belästigungen sind laut wissenschaftlicher Studie trauriger Alltag


LGBTQ+Flagge: Journalisten der Community oft angefeindet (Foto: pixabay.com, QuinceCreative)
LGBTQ+Flagge: Journalisten der Community oft angefeindet (Foto: pixabay.com, QuinceCreative)

Birmingham (pte026/12.05.2023/12:30)

Britische LGBTQ+Journalisten sehen sich mit einem feindseligen Umfeld konfrontiert. Die meisten von ihnen werden online belästigt und beschimpft. Das ergibt eine Studie, die vom Sir Lenny Henry Centre for Media Diversity (LHC) an der Birmingham City University in Auftrag gegeben wurde. Demnach sehen viele Pressevertreter ihre Rolle als gefährlich an und wünschen sich mehr Unterstützung von leitenden Kollegen.

Tägliche Diskriminierung

Die Studie konstatiert vor allem Diskriminierungen von Transgender-Personen. LGBTQ+Journalisten sagen, dass ihre Beteiligung an der Medienberichterstattung über Transgender-Themen oft zu einem hohen Maß an Belästigungen führt. Die Studienautoren Finbarr Toesland und Poppy haben ihre Umfrage unter 40 im Vereinigten Königreich tätigen LGBTQ+Journalisten sowie in Einzelgesprächen mit sechs Medienschaffenden durchgeführt. Fazit: LGBTQ+-Journalisten werden zeitweise und auch durchgängig belästigt. 82 Prozent sagen, mit Trollen konfrontiert worden zu sein, 56 Prozent mit homophober Belästigung.

Beschimpfungen auf Twitter nennen 88 Prozent und 33 Prozent sind bereits auf Facebook und 24 Prozent auf Instagram beschimpft worden. Vier von fünf Befragten geben an, Stress erlebt zu haben, wobei fast drei von vier über Angstzustände berichten, so die Forscher. Toesland erklärt zudem: "Beunruhigende 76 Prozent der befragten Journalisten stimmten entweder nicht (62 Prozent) oder überhaupt nicht (14 Prozent) zu, dass Medienorganisationen in Großbritannien die LGBTQ+Journalisten angemessen vor Belästigung und Missbrauch schützen."

Schulungen für Leitende

Toesland fügt hinzu: "Wenn Hassreden und Beschimpfungen gegen LGBTQ+Journalisten unkontrolliert bleiben, haben sie das Potenzial, einen abschreckenden Effekt zu erzeugen, bei dem sich Journalisten entweder unwohl fühlen oder Angst haben, über wichtige Themen zu berichten, die für LGBTQ+Personen wichtig sind." Viele Fachleute, die an der Studie teilnahmen, fordern laut Toesland, den Umgang mit Online-Bedrohungen in die Journalisten-Ausbildung aufzunehmen. Auch sollten Führungskräfte der Medien über Folgen von Diskriminierung von Journalisten geschult werden und bessere Ratschläge zu deren Bekämpfung, insbesondere im digitalen Raum, erhalten.

Die Studie wird zwei Jahre nach einer groß angelegten Erhebung unter Leitung der UNESCO veröffentlicht, die ein düsteres Bild zur Bedrohungslage von Journalisten in aller Welt zeichnet. Der UN-Bericht beschreibt ein beispielloses Ausmaß an Angriffen, die darauf abzielen, Reporter herabzuwürdigen und zu diskreditieren sowie das Vertrauen der Öffentlichkeit in kritischen Journalismus und Fakten im Allgemeinen zu untergraben. Dem Report nach wurden fast drei Viertel der Reporterinnen online angefeindet, während ein Viertel mit sexueller Gewalt oder dem Tod bedroht wurde. Die Studie besagt auch, dass die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs stark zunimmt, wenn die Frauen einer Minderheit angehören.

(Ende)
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