pte20210310001 in Leben

Bullshitting: Täter sind gleichzeitig auch Opfer

Kanadische Forscher haben 800 Personen getestet - Hohlsprech konstruiert falsche Infos


Fake: Bullshitter sind oft auch selbst Opfer (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)
Fake: Bullshitter sind oft auch selbst Opfer (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Waterloo (pte001/10.03.2021/06:00)

Personen, die häufig versuchen, andere mit irreführenden Übertreibungen oder Verdrehungen zu beeindrucken oder zu überzeugen, werden laut einer Studie der University of Waterloo https://uwaterloo.caauch selbst eher von beeindruckend klingenden Fehlinformationen zum Narren gehalten. Die Forscher fanden heraus, dass Personen, die häufig an überzeugendem Bullshitting beteiligt sind, tatsächlich ziemlich schlecht darin sind, es selbst zu identifizieren. Vor allem hatten diese Personen damit Probleme, gewollt profunde oder wissenschaftlich korrekte Fakten von beeindruckender aber bedeutungsloser Erfindung zu unterscheiden. Wichtig ist auch, dass diese Personengruppe viel eher auf falsche Überschriften in den Medien hereinfällt.

Laut dem Forschungsleiter Shane Littrell geht man zwar eher davon aus, dass man einen Schwätzer mit Unsinn nicht erreichen kann. "Unsere Studie zeigt aber, dass das nicht der Fall ist." Tatsächlich scheint es so zu sein, dass die größten Verbreiter von überzeugendem Unsinn auch ironischerweise die sind, die am ehesten selbst darauf hereinfallen. Die Wissenschaftler definierten "Bullshit" als Information, die dazu gedacht war, zu beeindrucken, überzeugen oder Menschen anderweitig in die Irre zu führen. Diese Information wird häufig ohne Rücksicht auf die Wahrheit konstruiert. 

[b]Zwei Arten identifiziert[/b]

Das Team identifiziert auch zwei Arten von Bullshitting und zwar überzeugend und vermeidend. Überzeugender Hohlsprech nutzt irreführende Übertreibungen und Ausschmückungen um zu beeindrucken, überzeugen oder mit anderen in Einklang zu stehen. Vermeidender Hohlsprech gibt in Situationen in denen Aufrichtigkeit andere verletzen oder den Ruf schädigen könnte unerhebliche, ausweichende Antworten. 

Die Forscher führten mit mehr als 800 Teilnehmern aus den USA und Kanada Experimente durch. Sie untersuchten die Beziehungen zwischen der eigenen Einschätzung beider Arten von Bullshitting und ihrer Bewertung davon, wie profund, wahrheitsgemäß oder genau sie pseudo-profunde und pseudo-wissenschaftliche Aussagen und falsche Überschriften aus den Medien einschätzten. Die Studienteilnehmer absolvierten auch Untersuchungen ihrer kognitiven Fähigkeiten, metakognitiver Einblicke, intellektueller Selbstüberschätzung und reflektivem Denken. 

[b]Oberflächlichkeit siegt[/b]

Laut Littrell zeigte sich, dass je häufiger eine Person aktiv überzeugendes Bullshitting ausübt, desto wahrscheinlicher wird sie von verschiedenen Arten von irreführender Information getäuscht. Das geschehe ohne Rücksicht auf ihre kognitiven Fähigkeiten, reflektives Denken oder metakognitive Fähigkeiten. „Überzeugende Bullshitter scheinen eine oberflächliche Fundiertheit für eine tatsächliche zu halten. „Wenn etwas einfach profund, wahr oder korrekt klingt, glauben sie, dass das auch wirklich der Fall ist. Vermeidende Bullshitter können diese Unterscheidung sehr viel besser treffen." Die Forschungsergebnisse wurden im „British Journal of Social Psychology" veröffentlicht.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Moritz Bergmann
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: bergmann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|