pts20230927019 Bildung/Karriere, Politik/Recht

Blauäugige grüne Verweigerung

Stellungnahme zu plötzlicher Richtungswende von Eva Blimlinger


Baden (pts019/27.09.2023/14:10)

Stellungnahme von Rektor Erwin Rauscher zum Beitrag "Grüne gegen Polascheks Plan zur Verkürzung des Lehramtsstudiums" auf der Plattform www.derstandard.at: https://www.derstandard.at/story/3000000188483/gruene-gegen-polascheks-plan-zur-verkuerzung-des-lehramtsstudiums

Dem Bildungsministerium vorzuwerfen, die Lehramtsausbildung grundlos oder nur als Folge des Lehrermangels verkürzen zu wollen, mag politisches Kalkül sein, der schulischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit widerspricht diese Verweigerung völlig: Wer jungen Lehrkräften vorwirft, auszubrennen und das System frühzeitig zu verlassen, unterschätzt sie völlig und kennt weder Zahlen noch Fakten. Wer dafür plädiert, das Masterstudium in ein duales umzuwandeln, weiß nicht, dass dies längst möglich ist und dort, wo auch gewünscht, unterstützt wird. Wer für Österreich das Sekundarstufenstudium 6-jährig verpflichtend propagiert, übersieht oder missachtet alle internationale und nachbarstaatliche Realität.

o Bachelor als Grundstudium: Das Masterstudium dient dazu, Kompetenzen zu erweitern, zu vertiefen und Spezialisierungen für die eigenen Schullaufbahn zu erwerben. Nach dem Bachelorstudium kann man in unterschiedlichen Modellen in den Beruf einsteigen.

o Bologna-Konformität: 4+1 und 4+2 sind zwar möglich, fast in allen Ländern ist jedoch die 3+2-Variante längst Wirklichkeit. Es gibt kein (wissenschaftliches, pädagogisches, pekuniäres) Argument, das für 12 Semester spricht, im Gegenteil: Mit 3+2 ergibt sich früher ein (Zwischen)Abschluss, auch mit monetären sowie dienstrechtlichen Vorteilen für die jungen Lehrpersonen.

o Masterarbeit: Die Möglichkeit, sie als Teil der Schulentwicklung am Schulstandort zu verfassen, führt zu einer Win-win-Situation für Schule und Studierende (diese empfinden die Arbeit als sinnvollen wissenschaftlichen Beitrag). Die Schule entwickelt mehr Verständnis für die Sinnhaftigkeit des Studiums und der wissenschaftlichen Arbeit und sieht zudem den pädagogischen Mehrwert durch Schaffung lokalen Wissens für den Standort.

o Anschlussfähigkeit des Masterstudiums: An nahezu allen Universitäten setzt international ein Doktoratsstudium zurecht den Abschluss eines 4-semestrigen Masterstudiums voraus (weitere Professionalisierung, lebensbegleitendes Lernen); in Österreich sind Primarstufenstudierende von dieser Option ausgeschlossen.

o Es braucht die Transformation von "nur die Praxis zählt" und "nur das Studium bereitet vor", hin zu den Hochschulen als wertvolle (Wissens)Partner und Begleiter.

o Die Zukunft braucht einen fließenden Übergang von Ausbildung in die Fort- und Weiterbildung im Kontext des lebenslangen Lernens.

Mit 4+1 bzw. 4+2 entfliehen uns die First Academics! Seit Jahren schon bereiten die Pädagogischen Hochschulen gemeinsam mit dem Bildungsministerium und den Bildungsdirektionen diese Reform vor. Denn unser Bildungswesen braucht den Dialog! Mentoring-Programme begleiten junge Lehrkräfte, diese geben wesentliche Impulse für die gesellschaftliche Transformation.

(Ende)
Aussender: Pädagogische Hochschule Niederösterreich
Ansprechpartner: MMag. DDr. Erwin Rauscher
Tel.: +43 2252 88570 101
E-Mail: erwin.rauscher@ph-noe.ac.at
Website: www.ph-noe.ac.at
|