Bessere Dosierung von Tacrolimus für Transplantationen
Belgisches Forscherteam erkennt wichtige Rolle von Mikrobiota bei Absorption
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Organspende-Ausweis: Wer mitmacht, rettet Menschenleben (Foto: pixabay.com, Jasmin777) |
Löwen/Sint-Lambrechts-Woluwe (pte018/06.07.2023/10:30)
Ein Forscherteam des Louvain Drug Research Institute hat die Zusammenhänge zwischen dem Medikament Tacrolimus, seinen Dosierungen und indestinalen Mikrobiota untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass Mikrobiota eine Schlüsselrolle bei der Absportion spielen. Im fünfjährigen Forschungsprojekts galt es, jene Faktoren zu bestimmen, die beeinflussen, wie der Körper das Medikament aufnimmt und wieder ausscheidet. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden kürzlich im Fachjouranl "Microbiome" publiziert.
Dosierung schwierig
Allein in Belgien warten jedes Jahr 1.600 Personen auf eine Transplantation. 2021 erhielten jedoch nur 939 Patienten ein Spenderorgan. Mehr als 40 Prozent der Betroffenen müssen daher mehr als ein Jahr auf eine Operation warten. Entscheidend für den Erfolg der Transplantation ist das Immunsuppressivum Tacrolimus, das lebenslang eingenommen werden muss. Die richtige Dosierung zu finden, gilt jedoch als extrem schwierig. Eine zu geringe Dosis kann zu einem Scheitern der Transplantation führen, eine zu hohe Dosis zu erheblichen Nebenwirkungen wie Diabetes, einer Neuropathie oder nephrotoxischen Auswirkungen.
An Mäusen wollten die belgischen Wissenschaftler feststellen, ob das Vorhandensein von Mikrobiota bei der Absorption des Medikaments eine Rolle spielt. Es konnte dabei weltweit erstmals nachgewiesen werden, dass die Tacrolimus-Werte im Blut der Mäuse ohne Mikrobiota geringer waren. Das bedeutet: Das Vorhandensein von Mikrobiota erhöht die Konzentration des Medikaments im Blut. Damit verringert sich entweder das Risiko einer Abstoßung oder erhöht sich das Risiko von Nebenwirkungen.
Außerdem entdeckten die Forscher einen bisher unbekannten Mechanismus: Mikrobiota fördern die Arzneimittelaufnahme durch die Verringerung der Aktivität des Proteins P-Glykoprotein. Dieses Protein verhält sich auf der Oberfläche der Darmzellen wie eine Pumpe und verringert die Absorption vieler Medikamenten, auch von Tacrolimus.
Klinische Tests zu Mikrobiota
Darüber hinaus führten die Forscher klinische Tests an Fäkalien-Proben durch, die von 100 Patienten stammten, bei denen eine Nierentransplantation durchgeführt worden war. Ziel war, die große Schwankungsbreite bei der derzeitigen Dosierung von Tacrolimus zu verstehen. Diese reichte vom Faktor 1 bis zum Faktor 30. Dabei ging es um die Zusammensetzung der Mikrobiota der Patienten. Die Analyse zeigte: Je höher die Dosierung war, desto weniger vielfältig war auch das Mikrobiom mit seinen Bakterien.
Weiters wurden zwei spezifische Arten von Bakterien identifiziert, die mit einer Verringerung der erforderlichen Dosis des Medikaments in Verbindung standen. Abschließend ergaben Tests, dass Patienten, die nach der regelmäßigen Einnahme von Tacrolimus an Diabetes erkrankten, bei Anaerostipes, einer bestimmten Art von Bakterien, über eine Reduzierung der Menge im Mikrobiom verfügten. Ein möglicher Hinweis auf eine Schutzfunktion dieser Bakterien für die Patienten vor Diabetes.
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