pte20250317002 in Leben

Aus Hautzellen werden jetzt Neuronen

Dank neuer Methode von MIT-Forschern steigen Chancen zur Heilung von Nervenstörungen


Gezüchtete Neuronen (grün) nehmen Kontakt zu Gehirnzellen auf (Bild: mit.edu)
Gezüchtete Neuronen (grün) nehmen Kontakt zu Gehirnzellen auf (Bild: mit.edu)

Cambridge/Boston (pte002/17.03.2025/06:05)

Nervenerkrankungen wie ALS (amyotrophe Lateralsklerose) und Rückenmarksverletzungen können künftig möglicherweise geheilt werden. Forschern vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist es gelungen, Hautzellen ohne Umweg in Neuronen, also Nervenzellen umzuwandeln. Ihre Forschungsergebnisse erschienen kürzlich im Fachjournal "Cell Systems". Die Neuronen können genutzt werden, um Krankheiten zu heilen, die auf Nervenschäden beruhen. Heute gibt es diese Option auch schon, aber mit großen Einschränkungen: Zum einen dauert die Umwandlung der Zellen Wochen, zum anderen gibt es keine Garantie dafür, dass sie gelingt.

Zweistufiger Prozess zu Beginn

Diese Unsicherheit und der hohe Zeitbedarf resultieren aus der Komplexität des Prozesses: Aus Hautzellen entstehen im ersten Schritt durch Zugabe von vier so genannten vier Transkriptionsfaktoren, sodass sich pluripotente Zellen bilden. Diese stehen auch am Anfang jedes menschlichen Lebens. Sie entwickeln sich weiter zu Spezialzellen, etwa fürs Herz, fürs Gehirn oder für jedes andere Organ. Die aus Haut hergestellten pluripotenten Zellen werden dann in einem zweiten komplizierten Prozess in den gewünschten Zelltyp umgewandelt. Doch viele dieser Zellen werden nicht reif, sodass sie unbrauchbar bleiben.

Hauptautorin Katie Galloway und ihrem Doktorand Nathan Wang gelang die Direktumwandlung zunächst mit Hilfe von gleich acht Transkriptionsfaktoren, die getrennt in die Hautzelle geschleust werden mussten. Viele verfehlte jedoch ihr Ziel, sodass die Ausbeute erschreckend gering war: Sie lag bei einem Prozent.

Erfolg mit abgespeckter Methode

Dann speckten die Wissenschaftler ihre Methode ab. Nach und nach ließen sie Transkriptionsfaktoren weg und prüften das Ergebnis. Letztlich blieben drei dieser Faktoren übrig, die für die Umwandlung unumgänglich waren. Damit hatten sie den Prozess entscheidend vereinfacht und beschleunigt, denn die drei Faktoren ließen sich mit einem einzigen modifizierten Virus in die Hautzelle übertragen, sodass das Ziel kaum noch verfehlt werden konnte. Zudem stimmte die Ausbeute, weil die Forscher in einem separaten Schritt noch Gene einbrachten, die die Zellteilung beschleunigten. So entstanden aus jeder Hautzelle zehn Neuronen.

In Zusammenarbeit mit Kollegen der Boston University transplantierten die Forscher diese Neuronen in einen Teil des Gehirns von Mäusen, der an der motorischen Steuerung und anderen Funktionen beteiligt ist. Nach zwei Wochen stellten sie fest, dass viele der Neuronen überlebt hatten und offenbar Verbindungen zu anderen Gehirnzellen hergestellt hatten. In der Petrischale zeigten diese Zellen messbare elektrische Aktivität und Kalziumsignale, was auf die Fähigkeit zur Kommunikation mit anderen Neuronen hindeutet. Die Forscher wollen nun die Möglichkeit der Implantation dieser Neuronen in das Rückenmark erforschen.

(Ende)
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