pte20190522011 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Armut und Traumata prägen Jugend in Städten

Globale Untersuchung für Ballungsräume: Jungen eher gewalttätig und Mädchen depressiv


Teenager: Armut und Traumata belasten (Foto: pixelio.de, Barbara Eckholdt)
Teenager: Armut und Traumata belasten (Foto: pixelio.de, Barbara Eckholdt)

Baltimore (pte011/22.05.2019/10:30) In armen städtischen Regionen hängt die Belastung von Kindern mit negativen Ereignissen eng mit späteren Depressionen und der Ausübung von Gewalt zusammen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health http://jhsph.edu . Zu den negativen Erfahrungen gehören körperliche oder emotionale Vernachlässigung, Gewalt und sexueller Missbrauch. Die im "Journal of Adolescent Health" veröffentlichten Daten legen auch nahe, dass Jungen sogar noch mehr leiden als Mädchen.

Lebenslange Folgen

Laut Forschungsleiter Robert Blum handelt es sich um die erste weltweite Studie, die untersucht hat, wie Kindheitstraumata zu spezifischen Gesundheitsproblemen in der frühen Jugend führen - mit schweren, lebenslangen Auswirkungen. "Wir haben herausgefunden, dass junge Mädchen häufig sehr leiden. Entgegen der gängigen Meinung berichteten jedoch Jungen von einer noch größeren Belastung durch Gewalt und Vernachlässigung. Das macht es auch wahrscheinlicher, dass sie selbst gewalttätig werden."

Für die Studie wurden die Kindheitstraumata von 1.284 Heranwachsenden zwischen zehn und 14 Jahren in 14 armen städtischen Gebieten auf der ganzen Welt erfasst. Die Erfahrungen mit Traumata waren bemerkenswert ähnlich und hatten auch sehr ähnliche Folgen. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Kinder in Vietnam, China, Bolivien, Ägypten, Indien, Kenia, Großbritannien oder den USA lebten.

46 Prozent der Teilnehmer berichteten von Gewalterfahrungen. 38 Prozent litten an emotionaler und 29 Prozent an körperlicher Vernachlässigung. Jungen stachen in mehreren Kategorien heraus. Sie erwähnten eher körperliche Vernachlässigung, sexuellen Missbrauch und waren häufiger Opfer von Gewalt. Für Jungen und Mädchen galt: Je mehr negative Erfahrungen sie machten, desto wahrscheinlicher zeigte sich auch ein gewalttätiges Verhalten. Dazu gehörten Schikanieren sowie das Bedrohen und Schlagen anderer.

Jungen leiden stärker

Die Auswirkungen der Traumata waren jedoch bei Jungen stärker ausgeprägt als bei Mädchen. Jungen übten elf Mal so wahrscheinlich selbst Gewalt aus. Die Wahrscheinlichkeit war bei Mädchen nur vier Mal so hoch. Insgesamt führte die kumulative Wirkung durch Traumata bei Mädchen zu mehr depressiven Symptomen als bei Jungen. Jungen zeigten hingegen mehr äußere Aggressionen als Mädchen.

Die Studie ist Teil der "Global Early Adolescent Study", eine Zusammenarbeit der WHO mit der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health. Ziel ist die Erforschung der Entwicklung von Geschlechterstereotypen in der frühen Jugend und deren Folgen auf die Gesundheit von Jugendlichen. Sie stützt auch die Ergebnisse einer noch nicht veröffentlichten Studie der Bellagio Working Group on Gender Equality. Danach wird es nie Gleichberechtigung geben, wenn sich die Forschung nur auf Mädchen und Frauen konzentriere und Jungen und Männer ausschließe.

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