Anschluss ans Stromnetz bringt Dörfern nichts
Nur größere Gemeinden profitieren laut US-amerikanischer Erhebung von solchen Investitionen
Siedlung: Mini-Dörfer haben nichts von der Elektrifizierung (Foto: Michelle Raponi, pixabay.com) |
College Park/Chicago (pte004/12.09.2024/06:15)
Der Anschluss von durch Armut geprägten Dörfern an das Stromnetz führt nicht automatisch zu einer wirtschaftlichen Besserung. Das haben Forscher der Universitäten von Maryland und Chicago festgestellt. Auf nationaler Ebene habe der Zugang zu Elektrizität zwar ein höheres BIP zur Folge. Auf Dorfebene gebe es jedoch Hinweise darauf, dass die Elektrifizierung oft nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Wirtschaft oder die Lebensqualität der Menschen dort hat. Weltweit haben fast 800 Mio. Menschen keinen Zugang zu Elektrizität.
Anschluss mitunter nachteilig
Entscheidend für den Erfolg ist die Größe. Die Elektrifizierung von Dörfern mit mehr als 2.000 Einwohnern bringt erhebliche Vorteile mit sich, während sie in Dörfern mit 300 oder weniger Einwohnern keine Vorteile oder sogar Nachteile hat. Bei den dazwischen liegenden Größen sind die Folgen unterschiedlich, meist aber geringfügig, stellen die Experten fest.
Um die Folgen der Elektrifizierung in ländlichen Gebieten zu verstehen, hat Louis Preonas, Energie- und Umweltökonom in der Abteilung für Agrar- und Ressourcenökonomie an der University of Maryland, Daten aus einem umfangreichen nationalen Elektrifizierungsprogramm der indischen Regierung namens "Rajiv Gandhi Grameen Vidyutikaran Yojana" ausgewertet. Im diesem Rahmen wurden zwischen 2005 und 2011 rund 17,5 Mio. Haushalte an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.
Haushaltsausgaben bedeutsam
Laut der Studie verdoppeln sich in Dörfern mit 2.000 oder mehr Einwohnern die Haushaltsausgaben nach der Elektrifizierung, was auf einen Anstieg des verfügbaren Einkommens hindeutet. Auch die Zahl der Kleinstunternehmen und Jobs außerhalb der Landwirtschaft, beides Schlüsselindikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung, nehmen deutlich zu.
In Dörfern mit 300 Einwohnern hingegen gingen die Haushaltsausgaben leicht zurück, und andere Indikatoren für wirtschaftliches Wachstum verändern sich meist unwesentlich. Dörfer mit rund 1.000 Einwohnern verzeichnen einen sehr geringen Anstieg der Haushaltsausgaben, konstatieren die Wissenschaftler.
Menschen in Orten ohne Zugang zum Netz sind nicht unbedingt ohne Strom. Sie beziehen oft eine begrenzte Menge Strom aus Solarzellen oder Dieselgeneratoren. Das könne der Grund dafür sein, dass der Anschluss an das Stromnetz weder die Zahl der Kleinstunternehmen noch die Ausgaben der Haushalte erhöht. "Als Strategie zur Armutsbekämpfung bringt der Anschluss an das Stromnetz keine Rendite für eine sehr bedeutende staatliche Investition", urteilt Preonas abschließend.
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