pts20220316012 Kultur/Lifestyle, Medien/Kommunikation

ALBERTINA MODERN: Ai Weiwei auf der Suche nach Humanität

Bisher umfangreichste Retrospektive des Künstlers


Wien (pts012/16.03.2022/10:00)

Ai Weiwei ist einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit. In der ALBERTINA MODERN ist vom 16. März bis 4. September seine bislang umfangreichste Retrospektive zu sehen.

"In Search of Humanity" gibt Einblick in alle Schaffensphasen der letzten vier Jahrzehnte und lässt die unvergleichbaren ästhetischen Gestaltungsprinzipien des chinesischen Künstlers erkennen.

Knapp 150 Objekte, darunter die bekannten Tierkreiszeichen, Installationen, Fotos und Dioramen, finden sich in dieser Ausstellung der Superlative. Die Ausstellung ist nicht nur von politischem Gewicht, sondern auch buchstäblich ein Schwergewicht. Insgesamt wurden rund 50 Tonnen an Gewicht bewegt: die Arbeit "Crystal Ball" allein wiegt fast zwei Tonnen und stellt die größte jemals gefertigte Kristallkugel dar. Auch die bekannten Sonnenblumenkerne, die zu einer Pyramide angehäuft wurden, bringen es auf 1,8 Tonnen, der Fauteuil aus Marmor auf über eine Tonne.

Inhaltlich befasst sich die Ausstellung eingehend mit dem Spannungsfeld zwischen Macht und Individuum sowie der künstlerisch-politischen Stellungnahme in Ai Weiweis Schaffen. Schon seine frühesten Werke sind von der Auseinandersetzung mit seinem Heimatland China geprägt, wo er bereits als zehnjähriges Kind durch die Verbannung seines Vaters, des großen und plötzlich verfolgten Dichters Ai Qing, die Auswirkungen der Kulturrevolution Maos selbst miterlebte.

Schröder: "Einer der originärsten Künstler unserer Zeit"

Die Gliederung der Schau erfolgt nach Epochen: Im Zentrum stehen dabei seine 81 Tage der Inhaftierung, die in der originalgetreu nachkonstruierten und begehbaren Zelle sowie weiteren Dioramen nachgebildet sind. Am 3. April 2011 wurde Ai von Beamten der chinesischen Staatssicherheit am internationalen Flughafen Peking abgeführt und inhaftiert: 81 Tage lang wusste er nicht, wo er sich befand, weshalb er festgehalten wurde, wie lange seine Inhaftierung andauern und ob er jemals seine Familie wiedersehen würde. Mehrmals täglich wurde er mit Handschellen an einen Sessel gefesselt und verhört, zwei uniformierte Wachmänner befanden sich ununterbrochen in einem Abstand von 80 cm neben ihm.

"Ai zählt zweifelsohne zu den berühmtesten und einflussreichsten Künstlern unserer Zeit. Als Menschenrechtsaktivist nur Edward Snowden und Julian Assange an Bekanntheit gleich, ist Ais Sprache das Objekt, die Installation. Visuell ebenso sinnlich einprägsam wie überraschend, ist jedes Werk Ai Weiweis eine Anklage gegen Zensur, gegen die Einschränkung von Freiheitsrechten und Inhumanität. Geprägt von der Grausamkeit Maos und der chinesischen Kulturrevolution, zieht Ais Schaffen weit über eine Kritik an China hinaus. Die Beeinflussung der Wahl zum amerikanischen Präsidenten, Ais Gefangennahme 2011 oder seit 2015 die Katastrophe der Flüchtlingsbewegung: stets setzt sich das künstlerische Schaffen Ais gleichermaßen ästhetisch überzeugend als Erbe des Minimalismus, der Konzeptkunst wie des Dadaismus dar, so wie jede einzelne Arbeit dieses engagierten Humanisten ein politisches Statement darstellt", so der Generaldirektor der ALBERTINA, Klaus Albrecht Schröder.

Politische Kritik aus Marmor

"Er kämpft für die Freiheit politischer Gefangener ebenso wie er uns vor der von uns verursachten aufdämmernden Klimakatastrophe warnt. Stets bezieht er Stellung, weicht keinen Schritt in seiner Suche nach einer besseren Welt und nach Menschlichkeit zurück, selbst wenn er sich in Gefahr begibt. Seine Kunst wird bleiben und seine Suche nach und sein Kampf für eine bessere Welt für uns alle wird weitergehen", so Kurator Dieter Buchhart.

Fragmente, Deformationen und Überreste aller Arten bevölkern Ais Werk. In ihm spiegelt sich das Erlebnis der schrecklichen Jahre der 'Kulturrevolution', ihres Vernichtungsfeldzugs im Dienst der maoistischen Umerziehung des Volkes. Das ästhetische Prinzip der Destruktion sensibilisiert den Künstler für die Entdeckung zerstörter Skulpturen, deren Fragmente Ai wie kostbare Reliquien präsentiert.

"Ai Weiwei ist, gerade auch in Zeiten eines Krieges, der durch ein autokratisches System ausgelöst wurde, aktueller denn je. Er widmet sich den brisanten gesellschaftspolitischen Fragen rund um Humanität und Menschsein: Er prangert politische Korruption an, die dazu führt, dass 5.000 Schulkinder dem Erdbeben von Sichuan im Jahr 2008 zum Opfer fallen, weil deren Schulen unzureichend gebaut waren. Die Flüchtlingsthematik, von Heuschrecken leergefressene Kornfelder oder die Navigationsroute des Flüchtlingsbootes ‘Sea-Watch 3’ reflektiert Ai in bunten Legosteinen zu beunruhigenden Bildern. Lego, das berühmteste Spielzeug der Welt, verliert seine kindliche Unschuld. Unablässig schaut er stets dort genauer hin, wo er Meinungsfreiheit und Menschenrechte in Gefahr sieht", so ALBERTINA-Kuratorin Elsy Lahner.

"Ich freue mich, meine Kunstwerke in der ALBERTINA MODERN auszustellen. Die Ausstellung 'In Search of Humanity' deckt den längsten Zeitraum meiner Kunst ab, von den Anfängen meines künstlerischen Schaffens bis zu meinen jüngsten Werken. Die Suche nach Humanität ist eng mit der Frage nach der Freiheit des Individuums verbunden. Wenn wir sehen, dass eine Gruppe oder ein Land mehr Möglichkeiten als andere besitzt, so stellt sich im Grunde immer die Frage, auf wessen Kosten diese Möglichkeiten gehen. Wo es keine Freiheit für alle gibt, gibt es in Wahrheit überhaupt keine Freiheit. Freiheit ist nicht teilbar. Darauf möchte diese Ausstellung aufmerksam machen", so Ai Weiwei.

Ai Weiwei
In Search of Humanity
16.3. 2022 bis 4.9. 2022
ALBERTINA MODERN

Weitere Infos und Pressebilder zum Download: https://www.albertina.at/presse/albertina-modern-ausstellungen/ai-weiwei

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