pte20240110012 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Über 900 Chemikalien erhöhen Brustkrebsrisiko

Laut Silent Spring Institute sind Konsumgüter, Lebensmittel, Getränke und auch Pestizide betroffen


Laboranalyse: Noch zu wenig Wissen über Chemikalien vorhanden (Foto: pixabay.com, Dmytro Tkachuk)
Laboranalyse: Noch zu wenig Wissen über Chemikalien vorhanden (Foto: pixabay.com, Dmytro Tkachuk)

Newton (pte012/10.01.2024/10:30)

Forscher des Silent Spring Institute haben eine rasche Möglichkeit zur Vorhersage der Gefährlichkeit von Chemikalien in Bezug auf ein mögliches Brustkrebsrisiko entwickelt. Diese Einschätzung basiert darauf, ob die Chemikalie über bestimmte Eigenschaften verfügt. Damit wird es laut der leitenden Wissenschaftlerin Jennifer Kay möglich, betroffene Chemikalien zu kennzeichnen und damit ihren Einsatz bei Konsumgütern zu verhindern. Brustkrebs bleibt in den USA die am häufigsten diagnostizierte Krebsform. Derzeit steigen die Erkrankungen vor allem bei jungen Frauen an. Ein Trend, der laut Kay durch die Genetik allein nicht zu erklären ist.

Datenbanken ausgewertet

Die Forscher haben eine Vielzahl an internationalen Datenbanken und auch solche der US-Regierung in Hinblick auf Chemikalien durchsucht, bei denen bereits nachgewiesen wurde, dass sie bei Tieren Mammatumore verursachen. Zusätzlich wurden Daten des "ToxCast Programs" der EPA ausgewertet, um Chemikalien zu identifizieren, die die Hormone des Körpers dahingehend verändern, dass ein Brustkrebs gefördert wird.

Bei diesen endoktrinen Disruptoren wurde vor allem nach Chemikalien gesucht, die den Östrogenrezeptor aktivieren, der in den Brustzellen vorkommt. Aber auch nach Chemikalien wurde Ausschau gehalten, die dazu führen, dass Zellen mehr Östrogen oder Progesteron bilden. Dabei handelt es sich um einen bereits festgestellten Risikofaktor für Brustkrebs.

Hormone werden verändert

Insgesamt sind 921 Chemikalien identifiziert worden, die das Entstehen von Brustkrebs fördern könnten. 90 Prozent davon sind in Konsumgütern, Lebensmitteln und Getränken, Pestiziden sowie Medikamenten enthalten oder kommen am Arbeitsplatz vor. Die Aufschlüsselung der Liste zeigt 278 Chemikalien, die bei Tieren Mammatumore verursachen. Mehr als die Hälfte dieser Chemikalien bringen Zellen dazu, mehr Östrogen oder Progesteron zu bilden. Rund ein Drittel dieser Substanzen aktiviert den Östrogenrezeptor.

Laut Kay handelt es sich bei Brustkrebs um eine hormonelle Erkrankung. Daher ist der Umstand, dass so viele Chemikalien diese beiden Hormone verändern können, besorgniserregend. Da auch Schädigungen der DNA Krebs auslösen können, haben die Forscher bei weiteren Datenbanken entsprechende Abfragen durchgeführt. Sie fanden heraus, dass 420 Chemikalien auf ihrer Liste sowohl die DNA schädigen als auch bei den Hormonen zu einer Veränderung führen.

Das könnte ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringen. Die Analyse zeigt zudem, dass Chemikalien, die bei Tieren Mammatumore auslösen, auch wahrscheinlicher über diese DNA-schädigenden und eine Hormonstörung verursachenden Eigenschaften verfügen. In den vergangenen zehn Jahren hat bereits eine Reihe von Studien einen Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Pestiziden, Haarfärbemitteln und der Luftverschmutzung nachgewiesen.

Für die Untersuchung dieser Zusammenhänge müssen zuerst jedoch hunderttausende Kinder und Frauen diesen Chemikalien ausgesetzt sein, um viele Jahre später zu überprüfen, ob es zu einer Krebserkrankung gekommen ist. Das ist jedoch laut der Co-Autorin Ruthann Rudel weder umsetzbar noch ethisch zu vertreten. Es spiele allerdings auch eine Rolle, dass Studien mit Tieren teuer und zeitaufwendig sind. Daher seien bisher auch so viele Chemikalien nicht getestet worden. Details sind in "Environmental Health Perspectives" nachzulesen.

(Ende)
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