pte20230509017 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Corona-Desinfektionsmittel nur bedingt gut

Forscher warnen: Chemikalien in vielen Fällen nicht sinnvoll und auch schädlich für Menschen


Desinfektionsspray: Chemikalien bleiben in der Luft (Foto: pixabay.com, Squirrel_photos)
Desinfektionsspray: Chemikalien bleiben in der Luft (Foto: pixabay.com, Squirrel_photos)

East Lansing (pte017/09.05.2023/10:30)

Die COVID-19 Pandemie hat den unnötigen Einsatz antimikrobieller Chemikalien, die mit Gesundheitsproblemen, antimikrobiellen Resistenzen und Schädigungen der Umwelt in Verbindung stehen, weiter angekurbelt. Zwei Dutzend Wissenschaftler warnen in "Environmental Science & Technology" vor den Folgen dieser Entwicklung. Ihre Studie weist nach, wie Quartäre Ammoniumverbindungen (QAV) vermarktet und in Haushalt, Gesundheitsversorgung, Ausbildung und am Arbeitsplatz zunehmend eingesetzt werden - trotz sicherer Alternativen. Details sind in "Environmental Science & Technology" nachzulesen.

Schädlicher Übereifer

Laut Courtney Carignan von der Michigan State University werden Desinfektionstücher mit QAVs häufig für Tische in Schulklassen, Untersuchungstischen in Krankenhäusern und im Haushalt verwendet. Diese Chemikalien verbleiben dann jedoch auf den Oberflächen und in der Luft. "Unsere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Einsatz dieser Chemikalien in vielen Fällen nicht hilfreich oder sogar schädlich ist. Wir empfehlen ein regelmäßiges Putzen mit Seife und Wasser. Ein Desinfizieren sollte nur dann stattfinden, wenn es wirklich notwendig ist und dann sollten sicherere Produkte eingesetzt werden."

Studien mit Patienten haben bereits Zusammenhänge zwischen QAVs und Asthma, Dermatitis und Entzündungen nachgewiesen. Untersuchungen mit Versuchstieren haben einen möglichen Zusammenhang zu Unfruchtbarkeit, Geburtsdefekten und anderen gesundheitlichen Problemen erbracht. Wissenschaftliche Belege, die bereits aus den 1950er-Jahren stammen, zeigen zudem, dass QAVs zu einer antimikrobiellen Resistenz, der Resistenz bestimmter Bakterien auf die Quartären Ammoniumverbindungen selbst und Antibiotika führen, die von entscheidender Bedeutung sind.

Erica Hartmann von der Northwestern University zufolge ist es geradezu ironisch, dass die Chemikalien, die gegen eine Gesundheitskrise entwickelt wurden, tatsächlich eine andere Krise vorantreiben. "Die antimikrobielle Resistenz hat bereits vor der Pandemie zu Millionen von Todesfällen beigetragen. Ein übereifriges Desinfizieren vor allem mit Produkten, die QAVs enthalten, verstärkt diese Bedrohung noch weiter", unterstreicht die Wissenschaftlerin.

QAVs sind fast überall

QAVs werden zunehmend bei einer ganzen Reihe von Produkten wie Desinfektionslösungen eingesetzt. Sie sind aber auch in Pflegeprodukten, Textilien, Farben oder medizinischen Instrumenten enthalten. Seit der Pandemie haben die Werte dieser Chemikalien in der Umwelt und dem menschlichen Körper parallel zugenommen. Bei einer der am stärksten verbreiteten Verbindungen handelt es sich um Benzalkoniumchlorid. Die meisten QAVs unterliegen laut der Studie keiner Regulierung und werden auch nicht umfassend in Hinblick auf eine Gefährdung der Gesundheit überprüft.

Die Forscher sprechen sich gegen QAVs aus, die entweder nicht notwendig sind oder deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist. Eine weitere Empfehlung ist die vollständige Offenlegung dieser chemischen Verbindungen in allen Produkten sowie die genaue Überwachung der Werte beim Menschen und in der Umwelt. Carol Kwiatkowski vom Green Science Policy Institute zufolge führt eine drastische Verringerung des Einsatzes dieser Chemikalien nicht zur Verbreitung von COVID-19. "Tatsächlich werden dadurch unser Zuhause, die Büros und andere Orte, die wir mit anderen Menschen teilen, gesünder."

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