pte20230327016 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Lärmpegel im Brutkasten für Frühchen riskant

Forscher der Universität Wien benennen Grund für Hörschäden - Geräuschpegel oft unterschätzt


Frühchen im Brutkasten: oft viel Lärm auch im Inneren (Foto: pixabay.com, Engin Akyurt)
Frühchen im Brutkasten: oft viel Lärm auch im Inneren (Foto: pixabay.com, Engin Akyurt)

Wien (pte016/27.03.2023/10:30)

Für zu früh geborene Babys ist ein Inkubator auf der Intensivstation lebensrettend. Die Folgen dieser Behandlung können jedoch laut einer Studie unter der Leitung der Universität Wien lebenslang anhalten. Zahlreiche Studien haben nachgewiesen, dass Intensivstationen eine lärmintensive Umgebung sind und dass Kindern, die dort behandelt werden, über eine höhere Anzahl an Patienten mit Schwerhörigkeit verfügen. Diese Beeinträchtigung kann ihrerseits zu Verzögerungen beim Spracherwerb führen.

Puppe mit Mikrofonen platziert

Forscher aus Wien, Hamburg, München und Osnabrück haben die Rolle des Brutkastens bei diesen Ereignissen untersucht. Dabei handelt es sich um ein unterschätztes Element der Geräuschkulissen, die die Kinder während ihres Aufenthalts auf der Intensivstation umgibt. Früh geborene Kinder erleben laut dem korrespondierenden Autor Christoph Reuter von der Universität Wien die Geräusche im Brustkasten ganz anders als im Mutterleib. Diese Geräusche seien viel weniger gedämpft und verfügen über viele hochfrequente Bestandteile und plötzlich auftretende Geräusche.

Obwohl bei dem Lärm Empfehlungen für Grenzwerte festgelegt wurden, werden sie häufig überschritten, so die Untersuchung. Das geschieht vor allem dann, wenn die Brutkästen bedient oder geöffnet werden. Laut Co-Autor Matthias Bertsch von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien hat sich die Studie auf verschiedene real vorkommende Geräusche und ihre Intensität sowie auf ihre klanglichen Eigenschaften fokussiert. Für die Erhebung hat das Team eine Puppe im Brutkasten positioniert und sie mit den entsprechenden Mikrofonen ausgestattet. Dies erfolgte im Simulation Center der Medizinischen Universität Wien.

Nicht alle Inkubatoren sind gleich

Verschiedene Geräusche der Intensivstation wurden im Inneren und außerhalb des Inkubators gemessen. Im nächsten Schritt wurden diese analysiert, um festzustellen, wie sie durch den Brutkasten verändert wurden. Dabei wurden gewichtete Dezibelwerte und auch ungewichtete festgestellt. Gewichtete Werte werden häufig eingesetzt, um Geräusche in ähnlichen Kontexten zu messen, da sie dahingehend angepasst sind, dass die dem Umfang des menschlichen Gehörs entsprechen. Den Experten nach dämpft der Inkubator die meisten Geräusche. Es entstehen jedoch auch bestimmte Geräusche, die im Inneren zu einem Nachhall führen.

Dadurch entstand ein dröhnender Effekt und es kam zur Erhöhung des Geräuschpegels um bis zu 28 Dezibel. Die Geräusche im Inneren des Brutkastens oder jene, die bei der Handhabung entstehen, sind oft viel lauter als die Geräusche im äußeren Bereich. Das Team hat auch ermittelt, dass die ungewichteten Dezibelwerte viel höher sind als die gewichteten Dezibelwerte. Die gewichtete Werte unterschätzen die Lärmbelastung der Babys deutlich. Laut Reuter lassen sich diese Ergebnisse nicht auf alle auf dem Markt befindlichen Inkubatoren anwenden. Details wurden in "Frontiers in Pediatrics" publiziert.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Moritz Bergmann
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: bergmann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|