pte20230207004 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

US-Firmen prellen Pseudo-Manager um Gehalt

US-Lohngesetze werden in vielen Fällen mit wohlklingenden Berufsbezeichnungen gezielt umgangen


Rezeptionist mit Manager-Titel bekommt weniger Geld (Foto: Rodrigo Salomón Cañas, pixabay.com)
Rezeptionist mit Manager-Titel bekommt weniger Geld (Foto: Rodrigo Salomón Cañas, pixabay.com)

Dallas/Boston (pte004/07.02.2023/06:15)

Viele Unternehmen geben ihren Mitarbeitern pompös klingende Berufsbezeichnungen, um einen Teil der Überstundenzuschläge zu prellen. Denn: Wer einen bombastischen Titel führt, kann auch einmal länger unbezahlt arbeiten, sagen sie sich, und sparen damit Milliarden. Das jedenfalls glauben Forscher der University of Texas und der Harvard Business School.

Vier Mrd. Dollar eingespart

Laut der Untersuchung sparen allein US-Unternehmen vier Mrd. Dollar an Überstundenzahlungen pro Jahr, indem sie einfach mit Titeln kreativ werden. Für die Mitarbeiter führen diese überhöhten Titel jedoch zu 13 Prozent weniger Lohn, als sie sonst bekommen könnten. Das Nationale Büro für Wirtschaftsforschung hat die Untersuchung veröffentlicht.

Umit Gurun von der University of Texas kam die Idee zur Prüfung dieses Zusammenhangs am Flughafen, als er hörte, wie zwei Arbeiter über einen verspäteten Flug sprachen. "Einer sagte, er beschwere sich nicht, wenn er länger als üblich arbeiten müsse, weil seine Überstunden bezahlt werden. Der andere bekam nichts, weil in seinem Titel das Wort Manager vorkam. Aber beide machten den gleichen Job."

Gurun ist auf Dutzende ähnliche Beispiele gestoßen. Wegen der Ungleichbehandlung haben viele Arbeitnehmer gegen einige der größten Arbeitgeber in den USA Klagen wegen Lohndiebstahls eingereicht, darunter Bank of America, Family Dollar, JPMorgan Chase, Starbucks und UPS. Diese Klagen beziehen sich auf eine Eigenart in den US-Lohngesetzen.

Immer mehr Pseudo-Manager

Im Allgemeinen müssen Unternehmen Arbeitnehmern das Anderthalbfache ihres Stundensatzes bezahlen, wenn sie mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten. Es gibt jedoch eine Ausnahme für Angestellte, die jede Woche den gleichen Lohn erhalten, solange ihr Gehalt einen bestimmten Mindestbetrag überschreitet. Während des von den Autoren analysierten Zeitraums lag dieser bei 455 Dollar pro Woche, was einem Jahresgehalt von 23.660 Dollar entspricht.

Gurun und seine Co-Autoren haben dazu Stellenausschreibungen des Arbeitsanalyse-Unternehmens Burning Glass Technologies zwischen 2010 und 2018 analysiert, wobei sie besonders auf den Titel "Manager" achteten. Sie fanden heraus, dass die Häufigkeit von Manager-Titeln jenseits der gesetzlichen Schwelle von 455 Dollar pro Woche anstieg, offensichtlich um Zahlungsgesetze zu umgehen.

"Es gibt einen systematischen, robusten und starken Anstieg in der Verwendung von Manager-Titeln durch Firmen, um die bundesstaatliche regulatorische Schwelle herum, die es ihnen ermöglicht, die Bezahlung von Überstunden zu vermeiden", so der Bericht.

(Ende)
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