pte20220217017 in Leben

COVID-19: Treiber für psychische Probleme

Wissenschaftliche Datenauswertung zeigt Auftreten innerhalb eines Jahres nach Gesundung


Coronatest: oft gravierende Spätfolgen nach einer Erkrankung (Foto: pixabay.de/fernandozhiminaicela)
Coronatest: oft gravierende Spätfolgen nach einer Erkrankung (Foto: pixabay.de/fernandozhiminaicela)

St. Louis (pte017/17.02.2022/10:30)

Unsicherheit, Isolation, psychische Belastungen wie Angstzustände, Depressionen, Suizidgedanken sowie Opioidkonsumstörungen und Störungen durch Konsum illegaler Drogen, Alkohol sowie Störungen des Schlafes und der Kognition: Die Corona-Pandemie hat das Risiko für all das deutlich erhöht, wie eine Studie der Washington University School of Medicine http://medicine.wustl.edu und des Veterans Affairs St. Louis Health Care System http://va.gov/st-louis-health-care zeigt. Details wurden in "BMJ" veröffentlicht.

Mehr Medikamente eingesetzt

Die umfassende Studie zur psychischen Gesundheit bei Personen mit SARS-CoV-2-Infektionen hat ergeben, dass derartige Erkrankungen bei Personen mit schweren, aber auch leichten Infektionen innerhalb eines Jahres nach der Gesundung auftraten. Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Personen, die COVID-19 hatten, über eine um 60 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit von psychischen Problemen verfügen. Die Folge war ein Anstieg des Einsatzes von verschreibungspflichtigen Medikamenten zur Behandlung und erhöhte Risiken bei Substanzgebrauchsstörungen bei Opioiden und Nicht-Opioiden wie Alkohol und illegalen Drogen.

Weltweit haben sich mehr als 403 Mio. Menschen mit dem Virus infiziert. Allein in den USA waren 77 Mio. Menschen betroffen. Laut dem leitenden Wissenschaftler Ziyad Al-Aly dürften die COVID-19-Infektionen weltweit zu mehr als 14,8 Mio. neuen Fällen von psychischen Erkrankungen geführt haben. In den USA wird von 2,8 Mio. Fällen ausgegangen. "Unsere Berechnungen berücksichtigen dabei nicht einmal die unzähligen Menschen, wahrscheinlich handelt es sich dabei um Millionen, die aufgrund des Stigmas bei psychischen Erkrankungen im Stillen leiden oder denen die Mittel oder die Unterstützung fehlen." Eine weitere Zunahme wird erwartet.

Psychischer Stress mit Folgen

Die Forscher haben die anonymisierten Krankenakten einer Datenbank des U.S. Department of Veterans Affairs analysiert. Sie erstellten einen kontrollierten Datensatz zu 153.848 Erwachsenen, die zwischen 1. März und 15. Januar 2021 einen positiven COVID-19-Test und die ersten 30 Tage der Erkrankung überlebt hatten. Nur wenige waren vor der Erkrankung mit COVID-19 geimpft, da Impfungen in diesem Zeitraum noch nicht allgemein verfügbar waren. Mittels einer statistischen Modellierung wurden die Ergebnisse der psychischen Gesundheit des COVID-19-Datensatzes mit zwei anderen nicht infizierten Personengruppen verglichen. Dabei handelte es sich um eine Kontrollgruppe mit mehr als 5,6 Mio. Patienten, die im gleichen Zeitraum nicht an COVID-19 erkrankt waren, und eine Kontrollgruppe von mehr als 5,8 Mio. Personen die zwischen März 2018 und Januar 2019 Patienten waren, also deutlich vor Beginn der Pandemie.

Das Gros der Studienteilnehmer bestand aus älteren weißen Männern. Aufgrund der Größe der Studie umfasste sie auch mehr als 1,3 Mio. Frauen. Dazu gehörten mehr als 2,1 Mio. schwarze Teilnehmerinnen und eine große Anzahl von Personen unterschiedlichen Alters. Im Vergleich zu den Kontrollgruppen ohne Infektionen, litten Personen mit COVID-19 um 35 Prozent wahrscheinlicher an Angststörungen und um 40 Prozent wahrscheinlicher an Depressionen oder mit Stress in Verbindung stehenden Erkrankungen, die das Verhalten und die Gefühle beeinflussen können. Dies fiel mit einem Anstieg um 55 Prozent bei der Verwendung von Antidepressiva und einer Zunahme um 65 Prozent bei Benzodiazepinen zusammen.

Personen, die nach COVID-19 wieder gesund wurden, litten um 41 Prozent wahrscheinlicher an Schlafstörungen und um 80 Prozent wahrscheinlicher an neurokognitivem Abbau. Dazu gehören Vergesslichkeit, Verwirrung, fehlende Konzentration und andere Einschränkungen, die gemeinsam als "Brain Fog" bezeichnet werden. Anlass zu Besorgnis ist, dass Personen, die sich mit dem Virus infiziert hatten, um 34 Prozent wahrscheinlicher bei Opioiden unter Substanzgebrauchsstörungen litten und um 20 Prozent wahrscheinlicher eine Störung bei Nichtopioiden wie Alkohol und illegalen Drogen entwickelten. Auch hatten die Betroffenen um 46 Prozent wahrscheinlicher Suizidgedanken.

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