pte20210503003 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Zehnmal mehr krebstote Briten im Mittelalter

CT-Scans und Röntgenaufnahmen ermöglichen Wissenschaftlern komplett neue Erkenntnisse


Wirbelsäule: Krebsfolgen hier eindeutig sichtbar (Foto: Jenna Dittmar)
Wirbelsäule: Krebsfolgen hier eindeutig sichtbar (Foto: Jenna Dittmar)

Cambridge (pte003/03.05.2021/06:10)

Die erste Studie bei der Röntgenbilder und CT-Scans eingesetzt wurden, um Belege für das Auftreten von Krebs an den Skelettüberresten einer vorindustriellen Bevölkerung nachzuweisen, legt laut der University of Cambridge https://www.cam.ac.uk nahe, dass 9 bis 14 Prozent der Erwachsenen im mittelalterlichen Großbritannien zum Zeitpunkt ihres Todes an dieser Krankheit gelitten haben. Damit ist die die Prävalenz in einer Zeit vor dem Kontakt mit krebsauslösenden Chemikalien oder Tabak rund zehn Mal höher als bisher angenommen. 

Frühere Studien zu historischen Krebserkrankungen bei denen archäologische Zeugnisse ausgewertet wurden, waren auf die Untersuchung des Äußeren der Knochen auf Läsionen beschränkt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Krebs selten und nur weniger als 1 Prozent der Bevölkerung betroffen war. Für die aktuelle Studie untersuchten die Forscher 143 Skelette von sechs mittelalterlichen Friedhöfen in und um Cambridge. Sie datieren vom 6. bis zum 16. Jahrhundert. 

Laut dem Forschungsleiter Piers Mitchell bildet sich der Großteil der Krebserkrankungen in dem weichen Gewebe der Organe und ist daher bei mittelalterlichen Überresten längst zerfallen. Nur manche Krebsarten breiten sich auf den Knochen aus und von diesen sind nur wenige an der Oberfläche sichtbar. „Daher haben wir im Inneren der Knochen nach Anzeichen einer Malignität gesucht." Moderne Forschung zeige laut dem Wissenschaftler, dass es bei einem Drittel bis der Hälfte der Personen mit Weichteiltumoren zu einer Ausbreitung auf die Knochen kommt. „Wir haben diese Daten mit Belegen von Knochenmetastasen aus unserer Studie kombiniert, um die Anzahl der Krebserkrankungen im mittelalterlichen Großbritannien zu schätzen." 

[b]Krebs spielte große Rolle[/b]

Laut Co-Autorin Jenna Dittmar konnten mit den CT-Scans Krebsläsionen sichtbar gemacht werden, die in Knochen versteckt waren, die von Außen völlig normal aussahen. Bisher wurde davon ausgegangen, dass im Mittelalter die Hauptursachen für eine schlechte Gesundheit Infektionskrankheiten wie Ruhr und Beulenpest gemeinsam mit Unterernährung und Verletzungen aufgrund von Unfällen oder Kriegsführung waren. „Wir müssen jetzt Krebs als eine der Hauptklassen von Krankheiten hinzufügen, die mittelalterliche Menschen befallen haben."  Die Forscher betonen aber auch, dass heute in Großbritannien 40 bis 50 Prozent der Menschen zum Zeitpunkt ihres Todes an Krebs leiden. 

Nur wenige der ausgegrabenen Überreste waren komplett. Daher beschränkte sich das Team auf Personen mit einer intakten Wirbelsäule, Becken und Oberschenkelknochen. Die aktuelle Forschung zeigt, dass diese Knochen am ehesten sekundäre Malignome oder Metastasen enthalten. Die Überreste von 96 Männern und 46 Frauen sowie einer Person mit unbekanntem Geschlecht wurden mittels Röntgen und CT-Scans umfassend untersucht. Anzeichen einer Malignität konnten in den Knochen von fünf Personen nachgewiesen werden. Das entspricht einer minimalen Prävalenz von 3,5 Prozent. Sie befanden sich vor allem im Becken. Ein Mann mittleren Alters verfügte jedoch in seinem ganzen Skelett über kleine Läsionen. Das legt nahe, dass er an einer Art von Blutkrebs gelitten haben dürfte. 

[b]9 – 14 Prozent betroffen[/b]

Studien zeigen, dass CT-Scans Knochenmetastasen in rund 75 Prozent der Fälle erkennen. Nur ein Drittel bis die Hälfte der Krebstode zieht auch eine Ausbreitung auf den Knochen mit sich. Daher berechneten die Forscher, dass 9 – 14 Prozent der Briten im Mittelalter an Krebs gelitten haben dürften. Sie räumen jedoch auch ein, dass die Samplegröße zwangsläufig klein war. Zu dem stelle es auch eine Herausforderung dar, Krebs bei bereits vor so langer Zeit Verstorbenen zu diagnostizieren. Die Forschungsergebnisse wurden in „Cancer" veröffentlicht.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Moritz Bergmann
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: bergmann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|