pte20200716001 Unternehmen/Wirtschaft, Bildung/Karriere

Technik-Jobbewerbung: Ängste wichtiger als Skills

Rekrutierungsmethoden für Entwickler "schaden der ganzen Industrie"


Whiteboard: Problem bei Bewerbungen (Foto: pixabay.com, StartupStockPhotos)
Whiteboard: Problem bei Bewerbungen (Foto: pixabay.com, StartupStockPhotos)

Raleigh/Redmond (pte001/16.07.2020/06:00) Bei Bewerbungsgesprächen im technischen Sektor, etwa für Positionen in der Softwareentwicklung, geht es oft eher um das Austesten von Ängsten als um eigentliche Programmierfähigkeiten. Das führt dazu, dass nicht immer die fähigsten Köpfe einen Job ergattern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der North Carolina State University (NCSU) http://ncsu.edu und Microsoft http://microsoft.com , die vor dem Ausschluss bestimmter Bewerbergruppen warnt und die Branche zum Umdenken ermutigt.

"Gefürchtet und gehasst"

"Technische Jobinterviews werden in der Branche gefürchtet und gehasst. Wie sich herausstellt, schaden diese Methoden der ganzen Industrie und ihrer Fähigkeit, die besten Softwareentwickler zu finden und anzuheuern", erklärt Chris Parnin, Assistant Professor für Computerwissenschaften an der NCSU, gegenüber "TechXplore". "Unsere Studie zeigt, dass viele qualifizierte Kandidaten ausscheiden, nur weil sie es nicht gewohnt sind, auf einem Whiteboard vor Publikum zu arbeiten", betont der Experte.

Denn bei Jobs in der Softwareentwicklung sei es gang und gäbe, dass Bewerber mit einem konkreten Problem konfrontiert werden, für das sie dann eine Lösung in Form eines Codes an eine Tafel schreiben müssen. Dabei muss jeder Schritt den anwesenden Interviewpartnern gegenüber mündlich erläutert werden. "Diese Art des Interviews hat mit der eigentlichen Natur der Arbeit, die die Kandidaten erwartet, nicht viel zu tun und schließt bestimmte Personengruppen von vornherein aus. Wenn die Branche hier umdenken würde, könnte sie einen viel größeren und vielfältigeren Talent-Pool erreichen", so NCSU-Studienleiter Mahnaz Behroozi.

Kandidaten schnitten nur halb so gut ab

Um die gängige Bewerbungspraxis in der Technikbranche auf die Probe zu stellen, ließen Behroozi, Parnin und ihr Team insgesamt 48 Studenten der Computerwissenschaften technische Interviews durchlaufen. Die Hälfte absolvierte dabei den oben beschriebenen normalen Prozess, bei dem Problemlösungen auch verbal artikuliert werden müssen. Die andere Hälfte konnte ihren Code ganz alleine in einem separaten Zimmer auf eine Tafel schreiben.

Anschließend wurde die Genauigkeit und Effizienz der vorgeschlagenen Lösung bei jedem Jobkandidat einzeln unter die Lupe genommen. "Jene Leute, bei denen das traditionelle Verfahren zum Zug kam, schnitten nur halb so gut ab wie die Kandidaten in der anderen Gruppe. Das zeigt, dass Unternehmen sich einige sehr fähige Programmier durch die Finger gehen lassen", fasst Parnin zusammen.

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