pte20190314023 Technologie/Digitalisierung, Auto/Verkehr

U-Bahn-Ticket durch Gesichtserkennung

Shenzhen Metro testet neue Technologie aus - Datenschutzexperte warnt vor Missbrauch


Shenzhen Metro: Per Gesichts-Scan zahlen (Foto: pixabay.com, AndyLeungHK)
Shenzhen Metro: Per Gesichts-Scan zahlen (Foto: pixabay.com, AndyLeungHK)

Shenzhen (pte023/14.03.2019/12:30) Der chinesische U-Bahn-Betreiber Shenzhen Metro http://szmc.net testet derzeit eine Gesichtserkennungs-Software aus, über die Fahrgäste bezahlen können. Die Anwendung setzt auf ein 5G-Netzwerk, das gemeinsam mit dem Telekomausrüster Huawei entworfen wurde. "In China ist das erwünscht, in Österreich dagegen schlichtweg verboten. Man kann keine Gesichtserkennungskamera in der Öffentlichkeit aufstellen, es sei denn der Betroffene gibt seine Zustimmung", kommentiert Hans Zeger, Obmann von Arge Daten http://argedaten.at , gegenüber pressetext.

Fehlerquote unvermeidlich

Fahrgäste müssen sich im Netzwerk registrieren und ein Foto ihres Gesichts sowie ihre Zahlungsdaten hochladen. Dadurch soll es nicht mehr nötig sein, eine Fahrkarte mitzunehmen. Momentan wird die Software nur bei einer Haltestelle getestet, am gleichen Schalter, wo Fahrkarten eingelöst werden. Es ist noch unklar, ob die Technologie bei allen U-Bahnlinien von Shenzhen Metro Anwendung finden soll. Unklar ist auch, wie die Anwendung bei Zwillingen oder ähnlich aussehenden Personen funktionieren wird.

Zeger: "Das größte Problem ist, ob es sich um ein funktionierendes Gesichtserkennungssystem handelt. Die jetzige Technologie ist noch viel zu unausgereift und unsicher. Es gibt sowohl die 'False Acception Rate' (FAR) als auch die 'False Recognition Rate' (FRR). Bei FAR wird jemand akzeptiert, obwohl er nicht die idente Person ist. Das passiert, wenn Anbieter nicht wollen, dass jemand abgewiesen wird und deshalb weniger Prüfpunkte bei der Gesichtserkennung anlegen. Das ist vor allem ein Problem, wenn pro Fahrt gezahlt wird. Man muss dann möglicherweise für Leistungen zahlen, die man nicht in Anspruch genommen hat oder Beweise vorbringen, um die Zahlung zu verhindern."

Wollen die Betreiber laut dem Experten dagegen sicher sein, dass niemand unerlaubt durchkommt, sollten diese mehr Prüfpunkte einrichten. Hier könne wiederum FRR auftreten. "Die betroffene Person hat vielleicht Schwellungen im Gesicht oder sich beim Rasieren geschnitten und wird deshalb nicht erkannt. Man kann deswegen beispielsweise vom Schaffner aufgehalten werden und Zeit verlieren. In der Biometrie gibt es immer Fehlerquoten, die Hersteller verschweigen das und die Betreiber kümmern sich nicht darum, bis es ein Problem wird", klärt Zeger auf.

In China gang und gäbe

Gesichtserkennungstechnologie wird in China bereits bei vielen anderen Branchen für Zahlungen verwendet, seit 2017 beispielsweise bei der Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken. Zahlungen über Handys sind in China sehr beliebt, 2018 hat etwa die Hälfte der Bevölkerung diese Zahlungsart verwendet. Die größten Services sind Alipay und WeChatPay. Aufgrund der breiten Verwendung musste die chinesische Zentralbank 2018 Geschäfte davor warnen, kein Bargeld abzulehnen. In vielen Städten gibt es auch Überwachungskameras, über die Daten wie Gesichter, Alter, Geschlecht und Aufenthaltsdauer im überwachten Bereich gespeichert werden.

(Ende)
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