pte20181206004 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Shell und Eni kosten Nigeria sechs Mrd. Dollar

Armes Entwicklungsland bei Skandal-Verkauf eines Ölfeldes "eiskalt über den Tisch gezogen"


Kenia: 87 Mio. Menschen leben in Armut (Foto: Joshua Oluwagbemiga, unsplash.com)
Kenia: 87 Mio. Menschen leben in Armut (Foto: Joshua Oluwagbemiga, unsplash.com)

Abuja/Mailand (pte004/06.12.2018/06:10) Nigeria werden durch den skandalumwitterten Kauf eines der vielversprechendsten Ölfelder Westafrikas durch die europäischen Ölriesen Shell http://shell.com und Eni http://eni.com sechs Mrd. Dollar (rund 5,3 Mrd. Euro) durch die Lappen gehen. Wie Experten von Resources for Development Consulting http://res4dev.com berechnet haben, bedeutet der 2011 ausgehandelte Deal zudem den Verlust von 5,8 Mrd. Dollar an geteilten Profiten für die eigene Staatskasse. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was das Entwicklungsland für Bildung und Gesundheitsvorsorge ausgibt.

"Extrem unfaire Vertragskonditionen"

"Nigeria steigt beim Verkauf dieses Offshore-Ölfeldes, der wohl als einer der größten Korruptionsskandale der Geschichte angesehen werden kann, deutlich schlechter aus, als bislang angenommen", stellt Resources for Development Consulting klar. Die Gruppe, die sich aus Wirtschaftswissenschaftlern, Anwälten und Rechnungsprüfern zusammensetzt, sieht in ihrem Bericht nicht nur eklatante Vergehen in Bezug auf üppige Schmiergeldzahlungen, sondern auch "extrem unfaire Vertragskonditionen", die die ohnehin schwer gebeutelte Wirtschaft des afrikanischen Landes hart treffen würden.

Zum Beispiel sollen von der von den Ölfirmen ausbezahlten Kaufsumme von 1,3 Mrd. Dollar ganze 1,1 Mrd. Dollar in die privaten Taschen politischer Entscheidungsträger in Nigeria gewandert sein. Für den Staatshaushalt blieben also gerade einmal 200 Mio. Dollar übrig. "Auch was die genauen Vertragskonditionen betrifft, hat man das Land, in dem 87 Mio. Menschen in extremer Armut leben, eiskalt über den Tisch gezogen", heißt es in der Analyse. So sollen nur 41 Prozent der künftigen Einnahmen, die durch das Ölfeld erwirtschaftet werden, Nigeria zustehen. "Typischerweise sollten das zwischen 65 und 85 Prozent sein", so die Experten.

Laufendes Verfahren in Mailand

Dass beim Kauf des Ölfeldes "OPL245" im Jahr 2011 vieles nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Laut der italienischen Staatsanwaltschaft, die den Fall derzeit in Mailand verhandelt und dabei sowohl gegen höhere Angestellte von Shell und Eni als auch gegen nigerianische Politiker ermittelt, sollen schon im Vorfeld des Deals rund 516 Mio. Dollar (rund 405 Mio. Euro) in bar an Schlüsselfunktionäre wie den damaligen Ölminister Diezani Alison-Madueke und den Ex-Präsidenten Goodluck Jonathan bezahlt worden sein. "Diese Geldsumme würde in 100-Dollar-Noten fünf Tonnen wiegen", veranschaulicht der Bericht.

Zwei Mittelsmänner des Deals, der Nigerianer Emeka Obi und der Italiener Gianluca Di Nardo, wurden im September dieses Jahres bereits verurteilt. Bei beiden sollen nun Vermögenswerte von zusammengenommen 119 Mio. Dollar beschlagnahmt werden. Bei Shell und Eni weist man dennoch weiterhin alle Anschuldigungen in Bezug auf ein unrechtmäßiges Zustandekommen des Kaufvertrages entschieden zurück. In Anbetracht des laufenden Verfahrens will man den aktuellen Bericht nicht kommentieren.

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