pte20180426005 Unternehmen/Wirtschaft, Kultur/Lifestyle

Moralapostel rechtfertigen Mangel an Eigenleistung

Mitarbeiter mit hohen ethischen Standards verachten eifrige Kollegen


Böser Kollege: häufig mit sich selbst unzufrieden (Foto: pixelio.de/RainerSturm)
Böser Kollege: häufig mit sich selbst unzufrieden (Foto: pixelio.de/RainerSturm)

Waco/Wien (pte005/26.04.2018/06:15) Beschäftigte, die sich Kollegen gegenüber moralisch überlegen, aber weniger erfolgreich fühlen, schaden mit dieser Ansicht sich, den Kollegen und der ganzen Firma. Zu dieser Erkenntnis kommen Forscher der texanischen Baylor University http://baylor.edu . Zweck der Untersuchung war es, Perspektiven für eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Leistung und moralische Vorstellungen der Mitarbeiter gleichermaßen honoriert werden.

Gruppendynamik unterschätzt

"Besonders wenn sie wahrnehmen, dass Kollegen aufgrund ihrer egoistischen Zielstrebigkeit und Skrupellosigkeit mehr Erfolg im Unternehmen erlangen, entwickeln Mitarbeiter, die sich einer höheren ethischen Arbeitshaltung verpflichtet fühlen, häufiger negative Emotionen gegenüber ihren leistungsorientierten Arbeitskollegen", fasst Psychologe Andreas Fida-Taumer http://fitau.at auf Nachfrage von pressetext zusammen.

"Da aus ihrer Sicht der Erfolg nicht aufgrund einer fairen Vorgehensweise erlangt wurde und sie durch ihre moralisch korrekte Arbeitshaltung sich selbst im Erfolg beschränken, rechtfertigen sie damit ihre negative Handlungen gegenüber den Kollegen. Aus meiner Praxis in der Mobbingberatung kann ich bestätigen, dass eine derartige Gruppendynamik in Arbeitsgruppen entstehen kann, wenn einseitig der individuelle Erfolg prämiert wird."

Während der Studie wurden jeweils 310 Beschäftigte von Unternehmen und Vergleichspersonen in ähnlichen Positionen und mit ähnlichem Bildungsstand untersucht. Die im Fokus stehenden Beschäftigten verglichen sich selbst unter den Gesichtspunkten moralischer Einstellung und Arbeitsleistung mit ihren Vergleichspersonen. Dann wurden sie nach wahrgenommenen Gefühlen von Verachtung, Spannung oder Ekel gegenüber ihren Pendants gefragt.

Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, dass die Beschäftigten bei einer erhöhten eigenen Einschätzung von moralischen Standards gegenüber ihren gleichgestellten Pendants negative Gedanken über diese hegen. Diese Gedanken wurden noch bestätigt, wenn sie selbst dachten, dass ihre Leistung schlechter als die der Vergleichspersonen war.

Gutes Arbeitsklima durch Soziales

Im Gegenzug wurden auch die Vergleichspersonen gefragt, ob sie bereits Ächtung, Beleidigungen oder Ähnliches der Probanden erfahren haben. Hier deckte die Umfrage auf, dass sich die selbst als moralischer, aber leistungsschwächer einstufenden Beschäftigten oftmals unethisch gegenüber Vergleichspersonen verhalten, die sie für unmoralisch, aber leistungsstark halten.

"Das Ergebnis, dass wir von uns denken, mit mehr Moral und Ethik zu arbeiten als unsere Kollegen - speziell wenn wir nicht so gut performen wie sie, sollte uns zu denken geben", sagt Forschungsleiter Matthew Quade. Das Ergebnis der Studie soll Firmenchefs dazu ermutigen, bessere Arbeitsatmosphären zu schaffen und bei zukünftigen Studien für positivere Ergebnisse sorgen, wie der Wissenschaftler erklärt.

"Das Management ist angehalten, nicht nur die Leistung des einzelnen Mitarbeiters anzuerkennen, sondern ebenso die Umsetzung von sozialen Werten im Unternehmen wie erfolgreiches Teamwork oder eine gelebte Kollegialität", erläutert Fida-Taumer. Er fasst abschließend zusammen: "Um ein gutes Arbeitsklima im Team zu schaffen, sollten die soziale Komponenten der Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung für das zustande kommen von Arbeitszielen bewertet werden."

(Ende)
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