pte20180305023 Bildung/Karriere, Politik/Recht

Urgroßeltern beeinflussen Aufstiegschancen stark

Soziale Ungleichheit baut sich viel langsamer ab als bislang geglaubt


Reich versus Arm: Die Vorfahren ebnen den Weg (Foto: Bernd Kasper, pixelio.de)
Reich versus Arm: Die Vorfahren ebnen den Weg (Foto: Bernd Kasper, pixelio.de)

Kiel (pte023/05.03.2018/13:48) Der soziale Status der Vorfahren hat massiven Einfluss auf die Aufstiegschancen einer in Deutschland lebenden Person. So lassen Bildungsgrad oder Berufsstand der Urgroßeltern noch auf den ihrer Nachfahren heute in der vierten Generation schließen. Soziale Ungleichheit baut sich also sehr viel langsamer ab als bislang geglaubt, wie Forscher unter Beteiligung des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) http://ifw-kiel.de ermittelt haben.

Netzwerke werden vererbt

Den Experten nach werden im Schnitt 60 Prozent der für den sozialen Status einer Person maßgeblichen Faktoren von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Dazu könnten Lebensumstände wie das gesellschaftliche Netzwerk zählen, aber auch vererbte Begabungen. Das Ergebnis gilt unabhängig davon, ob der soziale Status anhand des Bildungsgrades oder des Berufs gemessen wird.

"Dies bedeutet, dass sich die soziale Ungleichheit in Deutschland nur sehr langsam abbaut. Selbst nach vier Generationen konnten wir immer noch einen Zusammenhang zwischen dem eigenen sozialen Status und dem der Vorfahren messen", sagt IfW-Arbeitsmarktforscher Sebastian Braun und fügt hinzu: "Je geringer der soziale Status der Urgroßeltern, desto geringer der Status der Urenkel heute. Ein niedriger Status der Vorfahren wirkt wie eine Last, die den sozialen Aufstieg auch vier Generationen später noch bremst. Umgekehrt gilt: Je höher der soziale Status der Urgroßeltern, desto höher der Status ihrer Nachfahren heute."

Generationen-Betrachtung

Auf den ersten Blick widersprechen diese Ergebnisse früheren Studien, nach denen in den meisten Industrieländern der soziale Status einer Person nur zu etwa 30 bis 40 Prozent von den Eltern geprägt ist und soziale Ungleichheiten daher relativ schnell verschwinden. Braun und seine Kollegen erklären die Unterschiede dadurch, dass Studien zur sozialen Mobilität von hoher Datenunsicherheit geprägt sind, da meist nur ungefähre Infos über die sozialen Rahmenbedingungen vorliegen, die den Status einer Person beeinflussen. Kinder erscheinen im Vergleich zu ihren Eltern dann unterschiedlicher, als sie tatsächlich sind, und die soziale Mobilität beziehungsweise die Durchlässigkeit der sozialen Schichten wird zu hoch bewertet.

(Ende)
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