pte20120116005 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Schaller-Abgang: Befreiungsschlag für Wiener Börse

Management-Bilanz tiefrot - Hohe Erwartungen jetzt in Birgit Kuras gesetzt


Heinrich Schaller: bis 31. Januar Vorstand der Wiener Börse (Foto: Wiener Börse)
Heinrich Schaller: bis 31. Januar Vorstand der Wiener Börse (Foto: Wiener Börse)

Wien (pte005/16.01.2012/08:20) Eine katastrophale Aktien-Performance im Jahr 2011, ein negativer Handelsumsatz und seit 2008 nur ein Börsengang, so liest sich die Bilanz der Wiener Börse http://www.wienerborse.at unter ihrem scheidenden Vorstand Heinrich Schaller. Wilhelm Rasinger, Präsident des Österreichischen Interessenverbandes für Anleger (IVA) http://iva.or.at , findet dafür klare Worte: "Schaller hat sich bemüht, war aber erfolglos", so der Anlegerschützer im Gespräch mit pressetext.

Schaller kehrt wieder zur Raiffeisen Landesbank OÖ http://rlbooe.at zurück, wo er bereits von 2000 bis 2004 im Vorstand saß. Der 52-Jährige wird den langjährigen Generaldirektor Ludwig Scharinger beerben. Obwohl die Wiener Börse bereits im Herbst über Schallers Rückzug informiert hat, wurde lange kein Nachfolger gefunden. Wie pressetext aus gut informierten Kreisen nun erfahren hat, findet kommenden Mittwoch eine Aufsichtratssitzung statt, in der Birgit Kuras, Chefanalystin der Raiffeisen Centrobank http://rcb.at , zum neuen Vorstand gekürt wird.

Inländische Anleger vernachlässigt

Die Wiener Börse hatte es während der Amtszeit von Schaller, in der auch die Finanzkrise 2008 fiel, nicht leicht. Besonders im vergangenen Jahr waren aufgrund des globalen wirtschaftlichen Umfeldes und der Zuspitzung der europäischen Staatsschuldenkrise starke Kursrückgänge zu verzeichnen. Betroffen waren jedoch alle europäischen Börsen. Auch die Aktienumsätze waren an den meisten Märkten rückläufig.

Die Bilanz der Wiener Börse unter Schaller fällt jedoch besonders trist aus, an ihr sank der Geldumsatz inländischer Aktien im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent. Die Deutsche Börse hingegen konnte das eigene Handelsvolumen im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern. "Als regionaler Kapitalmarkt fiel die Reaktion an der Wiener Börse stärker aus, was sich wiederum auch auf die monatlichen Umsätze ausgewirkt hat", meint dazu Wiener-Börse-Co-Vorstand Michael Buhl gegenüber pressetext.

"Die Wiener Börse ist branchenmäßig nicht so breit gestreut wie die Deutsche Börse. Wien ist nur ein kleiner Markt und hat damit einen strategischen Nachteil", erklärt Anlegerschützer Rasinger. Der Experte kritisiert Schallers Vorgehensweise im Zusammenhang mit der Vernachlässigung inländischer Anleger. "Die Wiener Börse hat sich unter Schallers Führung zu sehr um die ausländischen Investoren gekümmert, die in einem schlechter werdenden Kapitalmarktumfeld ihr Geld ziemlich rasch wieder abziehen", unterstreicht Rasinger.

Börsengänge vernachlässigt

Auch der IPO-Markt sieht traurig aus: Seit 2008 gab es an der Wiener Börse mit der AMAG http://www.amag.at nur einen einzigen Börsengang im Segment des Prime Market. Schaller hat im Jahr 2007 eine IPO-Offensive angekündigt, beim Bemühen um neue Börsengänge blieb der Erfolg bis zu seinem Abgang aber aus. "Ihm ist einfach nicht viel gelungen", bedauert Rasinger im pressetext-Gespräch. Der Vorstand hätte mehr Überzeugungsarbeit leisten und die Vorteile eines Listings besser aufzeigen müssen.

Alle Hoffnungen liegen nun auf Birgit Kuras, die bei der Raiffeisen Centrobank als Direktorin gegenwärtig noch für den Bereich Equity Capital Markets verantwortlich zeichnet. Läuft alles wie geplant, wird Kuras am 18. Januar in einer Aufsichtratssitzung zur neuen Wiener-Börse-Chefin ernannt. Das Erbe Schallers bleibt für die langjährige Aktienanalystin und Finanzfachfrau eine Herausforderung.

(Ende)
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