Verkauf von Blohm+Voss an Abu Dhabi Mar geplatzt
ThyssenKrupp auf Suche nach Interessenten - Aktie rutscht ins Minus
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Betriebsgelände Blohm+Voss: Geplatzter Verkauf ärgerlich (Foto: ThyssenKrupp) |
Hamburg/Essen (pte011/01.07.2011/11:20) Der Verkauf der Hamburger Tochter Blohm+Voss ist für den Industrieriesen ThyssenKrupp http://thyssenkrupp.de gescheitert. Wie das Unternehmen heute, Freitag, mitgeteilt hat, steht der arabische Schiffbaugigant Abu Dhabi Mar nicht mehr zur Kaufzusage. Das Management in Essen drückt dies diplomatischer aus. Nach zwei Jahren "freundschaftlicher Gespräche" seien "beide Seiten übereingekommen, ihre Bemühungen zur Schaffung der beabsichtigten Partnerschaft im Naval-Bereich sowie im nicht-militärischen Schiffbau einzustellen".
"Geänderte Rahmenbedingungen"
"Der geplatzte Deal ist zwar eine negative Überraschung, aber kein Drama für den Konzern. Denn die Verluste von Blohm+Voss halten sich mit geschätzten zehn Mio. Euro pro Quartal in Grenzen", sagt Analyst Lars Hettche vom Bankhaus Metzler http://metzler.com gegenüber pressetext. Dennoch haben die über zwei Jahre lang geführten Gespräche dem Experten nach nicht nur Management-Kapazitäten gebunden, sondern auch den Vertrauensvorschuss der Investoren in die Restrukturierung angekratzt.
Den lang ersehnten Ausstieg aus dem zivilen Schiffbau plant ThyssenKrupp bereits seit 2009. Als Begründung für die am Ende dann doch nicht erfolgreichen Gespräche führt der Konzern an, dass sich die politischen Rahmenbedingungen im Mittleren Osten geändert haben. Zudem wird es nicht das geplante Joint Venture mit den Arabern im militärischen Bereich geben, bei dem gemeinsam die Märkte im Nahen Osten und in Nordafrika erschlossen werden sollten.
Der Verkauf der Traditionswerft ist ein Herzstück bei der Umbaustrategie von ThyssenKrupp. Den Konzern belasten Schulden von 6,5 Mrd. Euro. Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte nach seiner Amtsübergabe im Januar angekündigt, im Rahmen der Restrukturierungen Teile des Unternehmens im Wert von zehn Mrd. Euro abzustoßen. Dazu zählen die Edelstahlsparte und diverse Autozulieferfirmen. Im Zuge der Änderungen stehen 35.000 Jobs zur Disposition.
"Kommerzielle Anreize abgeschwächt"
ThyssenKrupp gibt als Grund für den gescheiterten Verkauf an, "dass sich die kommerziellen Anreize für die Transaktion in einer Weise abgeschwächt haben, dass nunmehr anfänglich erwartete Geschäftschancen so nicht mehr tragfähig erscheinen". Anstatt der Großakquisition kommt es nun nur zur Übernahme des zivilen Bereichs der Howaldtswerke-Deutsche Werft Gaarden. Für den zivilen Bereich von Blohm+Voss will ThyssenKrupp neue Eigner suchen.
Der abgeblasene Deal kommt bei den Börsianern nicht gut an. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (11:19 Uhr) notiert die ThyssenKrupp-Aktie mit einem Minus von 1,65 Prozent bei 35,25 Euro. Der Spartenverkauf hätte das Bild langfristig abgerundet, denn das Unternehmen hatte bereits den größten Teil seiner Emder Nordseewerke an die Siag-Gruppe verkauft. Abu Dhabi Mar erwarb zudem rund 75 Prozent an der Werftentochter Hellenic Shipyards.
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