pte20110629018 Forschung/Entwicklung, Technologie/Digitalisierung

Software entlarvt Blogger-Geschlecht

Gender-Analyse soll gefälschte Pädophilen-Profile aufspüren


Frau oder Mann: Software erkennt das Geschlecht (Foto: flickr.com/jorgemejia)
Frau oder Mann: Software erkennt das Geschlecht (Foto: flickr.com/jorgemejia)

New Jersey (pte018/29.06.2011/11:30) Das Internet bietet seinen Nutzern nicht nur zahlreiche Möglichkeiten der kommunikativen Vernetzung, sondern auch eine bislang ungeahnte Anonymität. Wie die zunehmende Problematik um Phänomene wie Cyber-Mobbing oder Pädophilen-Übergriffen in sozialen Online-Netzwerken zeigt, ist es heute offenbar zu leicht geworden, die eigene Identität im Web zu verschleiern. Doch dies könnte sich bald ändern: US-Computerwissenschaftler haben nun eine neuartige Software vorgestellt, die zumindest das Geschlecht von Online-Schreiberlingen überprüfbar machen und somit dazu beitragen soll, gefälschte User-Profile aufzuspüren und auszuschalten.

"Ich halte diese Software zwar für einen sehr interessanten Forschungsansatz. Wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche vor Online-Übergriffen zu schützen, sind technische Lösungen aber nur bedingt hilfreich", meint Bernhard Jungwirth, Projektkoordinator bei Saferinternet.at http://www.saferinternet.at , auf Nachfrage von pressetext. Dies gelte insbesondere für Problembereiche, wo die kommunikative Interaktion im Mittelpunkt steht. "Das Thema Anonymität spielt hier sicherlich eine gewichtige Rolle. Der Nachweis einer gefälschten Geschlechtsangabe ist aber nicht automatisch ein Hinweis auf böse Absichten", so Jungwirth.

"Psycho-linguistische Faktoren"

"Unsere Software kann helfen, Kinder vor Attacken von Übeltätern zu schützen, die im Web ihr Geschlecht verschleiern", gibt sich der Computerwissenschaftler Na Cheng vom Stevens Institute of Technology http://www.stevens.edu/sit/ gegenüber dem New Scientist überzeugt. Gemeinsam mit zwei Forscherkollegen hat er ein Programm entwickelt, das es Nutzern schnell und einfach erlaubt, Gender-Analysen bestimmter Texte durchzuführen.

Um herauszufinden, welchem Geschlecht ein Online-Schreiber tatsächlich angehört, mussten die findigen Wissenschaftler zunächst sogenannte "psycho-linguistische Faktoren" definieren, die Rückschlüsse darüber zulassen, ob der Autor eines Textes männlich oder weiblich ist. Insgesamt wurden 545 solcher "Kennzeichen" - zum Beispiel die Länge eines Absatzes, der Schreibstil oder die Art, wie Satzzeichen gesetzt sind - gefunden, 157 davon wurden als "geschlechtsspezifisch" eingestuft und für die weitere Analyse herangezogen.

Praxistest im Web

Dass die Software in der Praxis sehr gut funktioniert, haben die Computerwissenschaftler bereits in ersten Praxistests bewiesen. "Es klappt zwar nicht immer. Wenn das Programm mit Text gefüttert wird, kann es das Geschlecht des Autors aber in 85 von 100 Fällen richtig bestimmen", erklärt Cheng. Wer sich selbst einen Eindruck von der Qualität des Analyse-Tools verschaffen will, kann entweder unter http://stealthserver01.ece.stevens-tech.edu/genderloadfile ein Text-Dokument oder unter http://stealthserver01.ece.stevens-tech.edu/gendercreatetext?count=9885 einen Absatz mit bis zu 50 Zeichen hochladen und die Ergebnisse überprüfen.

(Ende)
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