pte20100823027 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Plastikmüll ist schlimmster Meeresverschmutzer

Forscher verfolgen Kunststoffabfall 22 Jahre lang


Plastikmüll aus dem Meer: Mengen sind etwas zurückgegangen (Foto: sea.edu)
Plastikmüll aus dem Meer: Mengen sind etwas zurückgegangen (Foto: sea.edu)

Washington DC/Wien (pte027/23.08.2010/16:35) Plastikabfall ist der schlimmste Meeresverschmutzer überhaupt. Zu diesem Schluss kommt ein US-Forscherteam im Fachmagazin Science. Die Wissenschaftler haben die Menge von Plastikabfall im Atlantik über einen Zeitraum von 22 Jahren hindurch untersucht. Ihrer Meinung nach hat die Abfallmenge in den vergangenen Jahren zwar ihren Höhepunkt erreicht, dennoch schwimmt in den Meeren immer noch zuviel Plastikabfall.

Was die Forscher allerdings am meisten interessiert hat, waren die im Meer schwebenden Plastikteilchen, die Hinweise auf die Meeresströmungen an der Oberfläche geben. "Die meisten Plastikteilchen, die wir gefunden haben, ind nicht mehr als ein paar Millimeter groß", berichten die Wissenschaftler. Das traf auf mehr als 60 Prozent der insgesamt 6.136 Teilchen zu, die mit feinmaschigen Oberflächennetzen gesammelt wurden. Beteiligt an der Untersuchung waren neben der US-basierten Sea Education Association http://www.sea.edu auch das Woods Hole Oceanographic Institution und die Unversity of Hawaii.

Genaue Mengenangaben fehlen bisher

"Meeresverschmutzung durch Plastikabfälle ist ein ernstzunehmendes Umweltproblem. Dennoch fehlen bisher jegliche Zahlen über die tatsächlichen Mengen", so die Forscher. Das größte Problem beim Plastikmüll ist seine relativ lange Haltbarkeit und die langsame Abbaurate. Die synthetische Polymerstruktur bleibt demnach Jahre bis Jahrzehnte erhalten. Während im Pazifik zumindest in einem Teil die Plastikmüllproblematik bekannt ist, wurde das Problem im Atlantik bisher weitgehend ignoriert.

Das Forscherteam hat zwischen 1986 und 2008 insgesamt 6.000 Netze ausgelegt und mehr als 64.000 Plastikteile geborgen. Die größte Menge fiel im Jahr 1997 an. Damals konnten in einer 30-minütigen Aktion mit dem Oberflächenschleppnetz 1.069 Teilchen geborgen werden. Das entspricht einer Menge von 580.000 Plastikstückchen pro Quadratkilometer. Die anfallende Menge stand in direktem Zusammenhang mit einer Konvergenz der Oberflächenströmungen und der vorherrschenden Winde.

Wege genau verfolgbar

Mit Hilfe von Schwimmbojen konnten die Wissenschaftler den Weg des Plastikabfalls ziemlich genau verfolgen. Demnach dauert es weniger als 60 Tage bis der Müll von den Küstengewässern an der Ostküste der USA bis zu den Gebieten östlich der Bermudas wandert. Der größte Teil des Abfalls kommt mit großer Sicherheit vom Land. Zwischen 1976 und 2008 hat sich die Menge von weltweit erzeugtem Plastik verfünffacht.

"Wenn man an Deck eines Schiffes steht, sieht man relativ wenig vom Ausmaß dieses Müllstrudels, außer ein paar größere treibende Teile", so der Filmemacher Werner Boote im pressetext-Interview. Boote hat für seinem Kino-Dokumentarfilm "Plastic Planet" http://www.plastic-planet.de den Pazifischen Müllstrudel, den Great Pacific Garbage Patch, besucht. "Doch unter der Wasseroberfläche treiben Plastikstückchen unterschiedlichster Größe und Herkunft wie bunte Konfetti. 80 Prozent des Kunststoffmülls - die UNO spricht von insgesamt weltweit jährlich rund sechs Mrd. Tonnen - gelangen über Flüsse in die Ozeane", erklärt Boote.

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Aussender: pressetext.austria
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