pte20091105039 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Tiefsee-Ökosystem durch Klimawandel bedroht

Weitreichende Folgen für gesamten Kohlenstoffkreislauf


Grenadierfisch in 4.000 Metern Tiefe bei der Station M /Foto: www.mbari.org)
Grenadierfisch in 4.000 Metern Tiefe bei der Station M /Foto: www.mbari.org)

Washington DC/Kiel (pte039/05.11.2009/13:55) Die Tiefsee mit ihrem schlammigen Meeresgrund bedeckt rund 60 Prozent der Erdoberfläche. Nun haben Forscher um Ken Smith vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) http://www.mbari.org festgestellt, dass die Tiefsee vom Klimawandel stark betroffen ist. Das Ergebnis einer 18-jährigen Untersuchungsserie hat das Team in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS veröffentlicht.

Vielfach haben Forscher angenommen, dass die Tiefsee - gemeint sind jene Bereiche, die tiefer als 2.000 Meter liegen - ein relativ isoliertes und stabiles Ökosystem darstellt. Klimaänderungen können jedoch entgegen allen Erwartungen zu großen Veränderungen in den Tiefen führen. Diese können nur wenige Wochen und Monate dauern, aber auch einen jahre- oder sogar jahrzehntelangen Wechsel des Ökosystems nach sich ziehen.

Langzeitbeobachtungen zeigen massive Veränderungen

Zwei Serienstudien in Meerestiefen zwischen 4.000 und 5.000 Metern - eine an der Station M rund 220 Kilometer vor der Küste Kaliforniens und eine andere auf dem Porcupine Abyssal Plain mehrere hundert Kilometer vor der Südwestküste Irlands - haben die Forscher durchgeführt. In diesen Tiefen herrschen unwirtliche Bedingungen. Es ist kalt und dunkel, zudem gibt es kaum Nährstoffe. Weniger als fünf Prozent des organischen Materials, das an der Oberfläche produziert wird, erreicht je den Meeresgrund.

Smith und sein Team konnten jedoch deutlich zeigen, dass sich die Menge an Nährstoffen, die den Meeresboden erreicht, innerhalb kurzer Zeit dramatisch verändern kann. Dafür gibt es verschiedene Gründe wie etwa Algenblüten in geringeren Tiefen, die Menge an ausgeschiedenem Material von Meerestieren aber auch Meeresströmungen, die organische Stoffe in andere Regionen transportieren.

Arten kommen und verschwinden

Ein sehr interessantes Phänomen war die Verdopplung der Zahl von Grenadierfischen zwischen 1989 und 2004 bei der Station M. Dies sind wahrscheinlich Auswirkungen auf die Klimaänderung und den kommerziellen Fischfang. Umgekehrt verschwand eine bisher sehr häufig auftretende Seegurkenart nach der El-Nino-Periode 1997/98. Dafür waren plötzlich andere Arten, die bisher kaum vorhanden waren, da.

Aufgrund der bisher gemachten Beobachtungen, schließen die Forscher, dass langfristige Klimaänderungen die Tiefsee-Ökologie und die Art des Besatzes beeinflussen werden. Essenziell dabei sei, dass das Leben in der Tiefsee sehr eng an die Vorgänge an der Wasseroberfläche geknüpft ist. Die Forscher kritisieren auch, dass Veränderungen des Kohlenstoffkreislaufes in dieser Region in den meisten Klimamodellen keine Beachtung finden.

"Das Wissen über das Leben und die Abläufe in den Ozeanen ist verheerend gering", meint Colin Devey, Deputy Director von der IFM-GEOMAR Research Division "Dynamics of the Ocean Floor" http://www.ifm-geomar.de , gegenüber pressetext. "Neben der Frage, was in den Tiefen der Tiefsee lebt, wie sich einzelne Lebewesen vermehren und entwickeln, woher sie kommen und wohin sie wandern, gibt es noch eine Reihe von wichtigen globalen Problemen, die mit dem Wissen über die Ozeanographie zu tun haben", meint der Forscher.

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