pte20090209026 Handel/Dienstleistungen, Bildung/Karriere

Discounter-Boykott: Verbraucher pfeifen auf Lidl

Angekratztes Arbeitgeber-Image vertreibt die Kunden


Image-Schäden: Konsumenten meiden Lidl und Co. (Foto: pixelio.de, Gabi Schoenemann)
Image-Schäden: Konsumenten meiden Lidl und Co. (Foto: pixelio.de, Gabi Schoenemann)

Köln/Neckarsulm (pte026/09.02.2009/13:45) Spitzelskandale und mutmaßlich schlechte Arbeitsbedingungen haben ein Nachspiel für Deutschlands Discounter. Am stärksten fällt der Einkaufs-Boykott der Verbraucher beim Lebensmittelhändler Lidl aus. Wie das Marktforschungsunternehmen Grass Roots Performance http://www.grassroots-performance.de aufzeigt, haben 40 Prozent der Konsumenten wegen angeblich schlechter Arbeitsverhältnisse für Lidl-Mitarbeiter bereits auf Einkäufe bei der Billig-Kette verzichtet. Jene Supermarktketten, die einen schlechten Ruf als Arbeitgeber genießen, werden von knapp der Hälfte der Verbraucher "nach Möglichkeit" oder immer gemieden. "Ein Geschäftsmodell, das auf Mitarbeiter-Ausbeutung basiert, darf keine Zukunft haben. Offenbar wird dies vom Konsumenten auch tatsächlich abgestraft", meint Grass-Roots-Geschäftsführer Johannes Broscheid-Vogt im Gespräch mit pressetext.

Zwar lässt sich ein mit 46 Prozent relativ hoher Anteil an Verbrauchern in seinen Einkaufsentscheidungen nicht von der öffentlichen Debatte um widrige Arbeitsbedingungen bei Discountern beeinflussen. Dieser sei mitunter aus Kostengründen oder angesichts regionaler Infrastrukturgegebenheiten auf die Billig-Läden angewiesen. Dennoch könnte sich aus dem angeschlagenen Ruf eine reale und dauerhafte Gefahr für das Geschäft der Händler entwickeln. "Es besteht eine gewisse Diskrepanz zwischen den Angaben des Konsumenten bei der Nachfrage nach Kaufgewohnheiten und dem tatsächlichen Kaufverhalten. Dass aber beinahe die Hälfte der Verbraucher angibt, sich beim Einkauf von angeblich schlechten Arbeitsbedingungen beeinflussen zu lassen, ist für die Discounter nicht optimal", so Broscheid-Vogt.

Im Vergleich zur Konkurrenz wird das Ausmaß der Image-Probleme bei Lidl deutlich. Zwar verzichten die Verbraucher auch auf Einkäufe bei Ketten wie Norma, Kaufland, Aldi oder Penny. Mit einem Schaden von durchschnittlich nur zehn Prozent genießen sie jedoch ein deutlich höheres Ansehen unter den Konsumenten. "Das hohe Schadensausmaß im Fall Lidl ist nicht verwunderlich, da der Discounter angesichts des Spitzelskandals im vergangenen Jahr besonders im Fokus der Öffentlichkeit stand", erklärt Broscheid-Vogt gegenüber pressetext. So werden die Arbeitsbedingungen bei Lidl von 57 Prozent der Verbraucher als "schlecht", "sehr schlecht" oder "inakzeptabel" angesehen. Dabei stehen die Arbeitgeber dem Experten zufolge vor der Grundsatzfrage, wie mit Menschen in einem gemeinsamen Arbeitsverhältnis umzugehen ist.

"Die Discounter müssen einen Weg finden, günstige Bedingungen für alle Beteiligten zu schaffen. Dazu zählt, klare Regeln aufzustellen, die Arbeitnehmervertretung zu respektieren und eine vernünftige Kommunikationsstruktur mit den Mitarbeitern aufzubauen. 'Günstige Preise um jeden Preis' werden von den Verbrauchern nicht länger akzeptiert", betont Broscheid-Vogt. Über 80 Prozent der Konsumenten verfolgen die Debatte um die Arbeitsbedingungen im Lebensmitteleinzelhandel und erachten diese für "wichtig" bis "sehr wichtig".

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