pte20081114030 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Myriad Genetics im finalen Kampf um Brustkrebs-Gen-Patent

Patent-Experten-Treffen in Paris soll neue Ära einleiten


Paris (pte030/14.11.2008/13:56) Die Regeln über das globale geistige Eigentum - das Global Intellectual Property-System - wie es heute praktiziert wird, blockiert wichtige medizinische Entwicklungen. Das gilt vor allem für die Anwendung medizinischer Praktiken für die Allgemeinheit. Der lange Kampf des US-Unternehmens Myriad um die Patente auf "Brustkrebs-Gene" in Europa und Kanada, hat nun Experten des Montrealer Innovation Partnership TIP und der Montrealer McGill Universität in Paris zu einer Konferenz zusammengeführt. Die Forscher wollen eine neue Ära zum Schutz des geistigen Eigentums einleiten, das die Nutzung für die Forschung im Sinne der Allgemeinheit erlaubt, ohne Rechte zu verletzen.

Der Event in Paris findet genau zu jenem Zeitpunkt statt, in dem das Europäische Patentamt (EPA) Einsprüche des US-Unternehmens Myriad Genetics anhört. Das Unternehmen will gegen die Aufhebung des Patentschutzes seitens des EPA ankämpfen. Myriad Genetics erhielt vier sehr umfassende Patente auf Gene, die einen Hinweis auf eine Prädisposition von Brust- und Eierstockkrebs geben. Schon zu Zeiten, als die Patente vergeben wurden, hagelte es Kritik seitens der Wissenschaft. Weltweit in Kritik geriet das Unternehmen auch noch deshalb, weil es seine Monopolrechte konsequent durchgesetzt und vom Ausschlussrecht Gebrauch gemacht hat. Im Mai 2004 hatte eine Einspruchsabteilung des EPA entschieden, dass das "Myriad/Brustkrebspatent" widerrufen wird.

"Unsere biotechnologischen Systeme sind in einer tiefen Krise", so Richard Gold, Direktor des Centre for Intellectual Property Policy an der McGill Universität http://www.cipp.mcgill.ca . "Innovative Heilungsmethoden für viele Erkrankungen sind in Sicht. Wie schnell wir allerdings weiterforschen können, hängt mit dem Patentrecht zusammen. Wir leben in einer Welt, die durch aggressives Streben nach neuen Patenten und einem ebensolchen aggressivem Verhalten sie zu schützen, bestimmt wird." In einigen Fällen sei eine weiterführende Forschung aus diesem Grund entweder unmöglich oder einfach zu teuer. Derzeit sind 20 Prozent der 24.000 menschlichen Gene patentiert. Der Großteil der Patente entfällt auf US-Biotechnologie-Unternehmen. "Das Forum ist deswegen ins Leben gerufen worden, weil wir der Meinung sind, dass Forscher und akademische Institutionen bei dieser Diskussion um intellektuelles Eigentum mitreden sollten", so Michel Vivant, Jurist und Professor bei Sciences Po http://www.sciences-po.fr in Paris.

"Die Frage um geistiges Eigentum muss sowohl im akademischen als auch im sozialen und kulturellen Kontext beurteilt werden." Der Forscher geht davon aus, dass Sciences Po Akademiker, Forscher, Regierungen und die Industrie dazu animieren kann, das geistige Eigentum als Werkzeug zum Allgemeinwohl und nicht nur als Garantie für ein Return of Investment zu sehen. Man brauche dringend einen effektiven Schutz des intellektuellen Wissens. Der müsse allerdings flexibel genug sein, um weiter forschen zu können, um im Endeffekt den Benefit jenen zukommen zu lassen, die ihn am meisten brauchen.

"Wir haben das gleiche Abblocken in den traditionellen Kommunen Brasiliens und in den Führungsetagen von Biotech-Unternehmen gefunden, die Patente auf Gene haben, die darüber Auskunft geben können, ob eine Frau später einmal an Brustkrebs erkrankt", kritisiert Gold, Vorsitzender der Expertengruppe. "Am schlimmsten war - egal wo wir hinsahen - der Mangel an Vertrauen zum Fall von weiterführenden Verhandlungen führte." Für Gold könnte Europa in Zukunft der Erdteil werden, in dem die Reform der Grundsätze über geistiges Eigentum neu geschrieben werden.

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