pte20080829036 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Gerechtes Klimaschutzmodell: Industrieländer in der Verantwortung

"Greenhouse Development Rights"-Ansatz soll Blockadehaltung lösen


Windräder vor Kohlekraftwerk (Foto: GDR-Framework - SEI/EcoEquity)
Windräder vor Kohlekraftwerk (Foto: GDR-Framework - SEI/EcoEquity)

Berlin (pte036/29.08.2008/16:00) Angesichts der Grabenkriege zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern in Klimaschutzfragen soll nun ein neuer Ansatz für eine gerechtere Verteilung der weltweiten Emissionsreduktion sorgen. Das sogenannte "Greenhouse Development Rights"-Modell (GDR) http://www.ecoequity.org/GDRs räumt ärmeren Ländern ein Recht auf Entwicklung auch in Zeiten der Klimakrise ein. Dafür müssen die Industrieländer einen größeren Teil der Anstrengungen als bisher schultern. "Das GDR berechnet die nationalen Verpflichtungen zum Klimaschutz unter Rücksichtsnahme auf die Entwicklungsstufen", erklärte Sivan Kartha, Forscher am Stockholm Environment Institute (SEI) http://www.sei-us.org , im Rahmen einer Präsentation bei der Heinrich-Böll-Stiftung.

"Dabei geht es insbesondere um die Verknüpfung des Rechts auf Entwicklung mit den Anforderungen des Klimaschutzes", so Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung http://www.boell.de . Laut dem GDR-Indikator zeichnen die 27 EU-Staaten, obwohl sie lediglich 6,6 Prozent der Weltbevölkerung stellen, für 16,8 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich und verfügen über 24,8 Prozent des weltweiten Pro-Kopf-Einkommens. Damit müssten sie einen Beitrag von 20,8 Prozent zum globalen Klimaschutz leisten. Indien wird dagegen trotz seiner Milliardenbevölkerung nur ein Anteil von zwei Prozent zugerechnet. "Im Fall von Deutschland heißt das etwa, dass bis 2020 statt der geplanten 40 Prozent eine Reduzierung des Treibhausgasausstoßes von 78 Prozent realisiert werden müsste", erklärt Jörg Haas, Experte für Ökologie und Nachhaltige Entwicklung bei der Heinrich-Böll-Stiftung, im Gespräch mit pressetext. Eine genaue Berechnung der konkreten Leistungen sei aber nicht möglich.

Da eine solche Emissionsvorgabe nicht allein im Inland zu stemmen wäre, sieht das GDR-Modell für die Industriestaaten eine erhebliche Förderung des Klimaschutzes in Entwicklungs- und Schwellenländern vor. Dies könne über einen reformierten Emissionshandel oder über ein Bündel anderer Finanzierungsmechanismen, etwa Waldschutzfonds, geschehen, so die Vorschläge der Klimaexperten. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die reichen Nationen des Nordens einen Klimaschutzbeitrag gemäß ihrer Leistungsfähigkeit und Verantwortlichkeit für den Klimawandel erbringen. Wichtigstes Ziel ist es, die Erderwärmung auf einen Wert von maximal zwei Grad zu begrenzen. "Das ist zweifelsohne ein sehr ambitioniertes Projekt für alle Länder und es ist nur zu erreichen, wenn der Norden seine Verantwortung annimmt", betonte Kartha.

Das Projekt, das neben Christian Aid, Eco Equity und dem SEI auch von der Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt wird, erfreut sich bereits großen Interesses bei Umweltschützern aber auch von politischer Seite. "Ob ein solches Projekt umgesetzt wird, hängt vor allem vom politischen Willen ab", erläuterte Kartha. So müssten bindende Verpflichtungen für einen Nord-Süd-Transfer von finanziellen und technologischen Leistungen eingegangen werden. Angesichts der aktuellen Ankündigung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, in Zukunft verstärkt auf Atomenergie und Kohlekraftwerke zu setzen, sprach Kartha von einer "Schizophrenie in der Politik". Deutschland habe auf der anderen Seite mit dem Ausbau der Windkraft ein gutes Zeichen für den Klimaschutz gesetzt. Heute, Freitagnachmittag, soll das GDR-Modell übrigens im Bundesumweltministerium vorgestellt werden.

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