pte20080516018 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Rund ein Drittel aller Tierarten in vergangenen 35 Jahren verschwunden

Land- und Süßwasserbewohner im asiatisch-pazifischen Raum besonders betroffen


Die Überfischung setzt dem Hammerhai stark zu (Foto: wwf.de)
Die Überfischung setzt dem Hammerhai stark zu (Foto: wwf.de)

Frankfurt (pte018/16.05.2008/12:00) Beim Thema Artenschutz gibt es keine Entwarnung: Seit 1970 ist die biologische Vielfalt des Planeten um 27 Prozent zurückgegangen. Das geht aus dem "Living Planet Index 2008" des WWF hervor, den die Umweltschutzorganisation im Vorfeld des UN-Umweltgipfels in Bonn http://www.cbd.int vorlegte. "Seit den 1970er Jahren haben wir einen drastischen Verlust von einem Drittel der Arten verzeichnen müssen. Seit einigen Jahren haben wir aber eine Abflachung der Kurve feststellen können", sagt Christoph Heinrich, Leiter Naturschutz beim WWF Deutschland im gegenüber pressetext. Dennoch werde der Negativtrend sich weiter fortsetzen. "Zwar scheinen die zahlreichen Maßnahmen für den Artenschutz jetzt stabilisierend zu wirken, aber die Naturzerstörungstrends - Klimawandel, Überfischung und Entwaldung - verschlimmern sich im Gegenzug immer mehr." Auf eine Trendwende sei derzeit also nicht zu hoffen.

Der "Living Planet Index" misst anhand der Daten von 4.000 Populationen in fast 1.500 Arten - darunter Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere - die Entwicklung der globalen Wildtierbestände. "Dabei haben wir repräsentative Arten aus allen Kontinenten und Ökosystemen gewählt", erläutert Heinrich. "Wenn eine solche Art abnimmt, dann gibt dieser Umstand Hinweis darauf, dass auch mit dem gesamten Ökosystem etwas nicht stimmt und womöglich auch andere Arten gefährdet sind." Besonders schlecht sehe es für Arten in Asien und in den tropischen Bereichen aus, auch die Bewohner von Wäldern und Süßwassersystemen seien stärker bedroht. So ist der Index für Land- und Süßwasserarten im asiatisch-pazifischen Raum um 70 Prozent gefallen, auch in Europa habe der Index um 35 Prozent abgenommen. "Auch Tierarten, die auf große freifließende Flüsse als Lebensraum angewiesen sind, sind zum Niedergang verdammt", fügt Heinrich an, da deren Habitat durch menschliche Einflussnahme stetig denaturiert werde.

Dennoch gibt es auch positive Entwicklungen im aktuellen Bericht. Einzelne Arten, wie etwa die Grüne Meeresschildkröte in Costa Rica, Wölfe und Lachse in Europa haben sich erholt. "Für diese Arten wurden ganz gezielt Schutzmaßnahmen ergriffen. Es kann dort Erholung geben, wo gezielt vorgegangen wird und wo auch Staaten und Unternehmen beim Artenschutz mitziehen", meint Heinrich. Auch Seeadler und Kranich seien solch positiven Beispiele. "Hier haben wir grandiose Populationsentwicklungen erlebt, weil konkrete Maßnahmen ergriffen und die Tiere gesetzlich unter Schutz gestellt wurden."

Das internationale Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 stoppen zu können, sieht der WWF jedoch in weiter Ferne. "Wir haben derzeit eine Verschnaufpause, die genutzt werden muss, zum Beispiel auch durch die anstehende UN-Konferenz." Das geplante Schutzprogramm für Wälder begrüßt Heinrich, bezweifelt aber noch, ob die Maßnahmen ausreichen werden. "Das Arbeitsprogramm für Schutzgebiete andererseits ist sehr vielversprechend, da es mit klaren Ziel- und Zeitvorgaben bedacht ist."

Neben der Beanspruchung von Lebensraum vereinnahme der Mensch aber auch stetig mehr natürliche Ressourcen. Seit Beginn der 1960er Jahre habe dieser Faktor laut WWF-Bericht um 250 Prozent zugenommen. So stehen jedem Erdbewohner 1,8 Hektar Fläche zur Deckung seiner Bedürfnisse zur Verfügung, tatsächlich aber betrug der Bedarf im Jahr 2003 etwa 2,23 Hektor pro Person. Um die Bedürfnisse der Deutschen zu decken sind gar 4,5 Hektar pro Einwohner nötig.

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