pte20080317026 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

"Das Internet hat den Journalismus massiv verändert"

Online-Geschäft bringt Medienbetriebe in die Zwickmühle


Der Online-Boom bringt Medienbetriebe zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten (Foto: pixelio.de)
Der Online-Boom bringt Medienbetriebe zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten (Foto: pixelio.de)

New York (pte026/17.03.2008/13:38) Die Etablierung des Internets hat eine tief greifende Veränderung des Journalismus bewirkt. Viele der anfänglich in das neue Medium gesteckten Hoffungen konnten dabei aus heutiger Sicht nicht erfüllt werden. Dies stellt der gestern, Sonntag, veröffentlichte Jahresbericht "The State of the News Media 2008" http://www.stateofthenewsmedia.org des Project for Excellence in Journalism fest. Demnach habe die Nachrichtenbranche zur Zeit mit mehr Problemen zu kämpfen als noch vor wenigen Jahren. Eine besondere Rolle bei dieser Entwicklung spiele laut dem Bericht vor allem das Internet. Dieses habe das traditionelle Printmedium als Nachrichteninformationsquelle zwar nicht abgelöst, berge aber für viele klassische Medienbetriebe eine Reihe anderer Probleme. So hätten es auch die großen Medienhäuser, die mittlerweile alle einen eigenen Internetauftritt besitzen, bisher nicht geschafft, ein brauchbares Geschäftsmodell für den Online-Bereich zu entwickeln. Dies führe in weiterer Folge dazu, dass viele Unternehmen der Branche auch ohne Leserschwund in finanzielle Notlagen geraten würden. Aktuelles Beispiel ist die Entlassung von 157 Medienangestellten im Gebiet der Bay Area im US-Bundesstaat Kalifornien.

"Das Internet hat den Journalismus massiv verändert", bestätigt Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) http://www.djv.de , im Gespräch mit pressetext. Dieser Veränderungsprozess sei aber noch nicht vollends abgeschlossen, weitere Auswirkungen würden erst in Zukunft wirklich ersichtlich werden. "Das weltweite Netz hat sich in den vergangenen Jahren fest als vierte Mediensparte etabliert", stellt Zörner fest. Internetmedien würden in den Ländern, wo es sie gibt, intensiv von den Menschen genutzt werden. "Online-Medien haben heute in der Regel einen hohen journalistischen Standard und gelten inzwischen nicht mehr als Abfallprodukte der Redaktionen", erläutert Zörner. In Deutschland habe sich in letzter Zeit zudem eine klare Tendenz hin zu eigenständigen Internetmedien abgezeichnet.

"Was die durch das Internet entstandenen Probleme für den Journalismus betrifft, muss man diese Entwicklung differenziert betrachten", betont Zörner. Insbesondere das Segment der Tageszeitungen habe seit geraumer Zeit mit einem zunehmenden Leserschwund zu kämpfen. "Die rückläufige Leserzahl ist aber keine direkte Konsequenz des Internets, sondern ist eher als Reaktion auf die angeschlagene Wirtschaftslage und das wachsende Problem der Arbeitslosigkeit zu sehen", meint Zörner. Schließlich sei ein Abonnement einer Tageszeitung etwas, auf das Menschen in finanzieller Notlage leicht verzichten könnten. "Wenn das Internet für den Rückgang der Leser ausschlaggebend wäre, würden die Zahlen in dieser Hinsicht heute viel schlechter aussehen", ist Zörner überzeugt.

Das größte Problem haben Medienbetriebe laut dem Bericht mit der finanziellen Erschließung des hinzu gekommenen Online-Bereichs. Während die Auflagen der Tageszeitungen in den USA im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent gesunken seien, habe die Online-Leserschaft um 3,7 Prozent zugelegt. Die Medienunternehmen hätten es allerdings nicht geschafft, dieses Wachstum in Gewinne umzusetzen. So sei der Online-Bereich, der durch Werbeeinschaltungen Einnahmen generiert, insgesamt gesehen lediglich für rund sieben Prozent des gesamten im Nachrichtenbereich erwirtschafteten Umsatzes verantwortlich. "Es gibt derzeit noch kein schlüssiges Geschäftsmodell für den Online-Sektor", stellt Zörner fest. Man habe zwar in den vergangenen Jahren viel in dieser Hinsicht experimentiert, könne aber noch kein brauchbares Modell vorweisen. "Bisher ist es nur bei wenigen Online-Medien tatsächlich so, dass sie sich rein mit der Finanzierung über Werbung über Wasser halten können", so Zörner abschließend.

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