pte20060717027 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Hirnaktivität beim Harnlassen erforscht

Funktionelle Magnetresonanz-Tomografie bei Inkontinenz


Die Hirnregionen PAG und Pons regulieren das Harnlassen (Bild: ukg/Baudewig)
Die Hirnregionen PAG und Pons regulieren das Harnlassen (Bild: ukg/Baudewig)

Göttingen (pte027/17.07.2006/16:00) Welche Regionen des Gehirns bei dem willentlichen Harnlassen und -zurückhalten aktiv sind, hat ein Forscherteam der Abteilung Urologie des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen http://www.uni-goettingen.de , der Forschungsgruppe MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen http://www.mrforschung.med.uni-goettingen.de und des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie Göttingen http://www.mpibpc.gwdg.de mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanz-Tomografie beobachtet. Die Erkenntnisse über bewusste und unbewusste Vorgänge im Gehirn beim Harnlassen dienen als Grundlage für die Untersuchung von Patienten mit Blasenschwäche. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift NeuroImage.

"Momentan untersuchen wir mit der funktionellen Magnetresonanz-Tomografie inwieweit die Aktivierungsmuster der Hirnregionen bei Patienten mit Inkontinenz anders sind, als bei gesunden", erklärt Peter Dechent, Leiter der Forschungsgruppe MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen. Außerdem soll die Plastizität des Gehirns bei Patienten mit Prostatakarzinom vor und nach der Operation erforscht werden. Patienten mit Prostatakarzinom leiden unter zeitlich befristeter Inkontinenz nach der Operation. Durch Rückbildungsgymnastik der Beckenbodenmuskulatur könne dies aber trainiert werden, so Dechent.

Die Wissenschaftler untersuchten die Gehirnaktivität von elf gesunden Frauen bei der willkürlichen Kontrolle ihres Harndrangs. Hierzu legten sich die Frauen mit voller Harnblase in den Magnetresonanz-Tomografen und erhielten im kurzen Wechsel schriftliche Anweisungen, Harn zu lassen oder zurückzuhalten. Durch die funktionelle Magnetresonanztomografie stellten die Forscher fest, dass die am Harnlassen beteiligten Hirnregionen im Zentralen Höhlengrau (PAG) und in der so genannten Brücke (Pons) ablaufen.

Harnlassen ist ein vom Gehirn gesteuerter Prozess. Die Zusammenarbeit von Körper und Gehirn kann relativ leicht aus dem Gleichgewicht geraten und zu Inkontinenz oder erschwerter Blasenentleerung führen. Allein in Deutschland wird die Zahl der Personen mit Blasenschwäche auf über zehn Mio. geschätzt. Experten vermuten aber eine hohe Dunkelziffer, da sich viele Betroffene dafür schämen und den Arztbesuch meiden.

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