pte20060412003 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Open-Source schützt vor Missbrauch nicht

Lizenzwidrige Verwendung von freier Software nimmt zu


Linux-basierte Software wird oft lizenzwidrig verwendet
Linux-basierte Software wird oft lizenzwidrig verwendet

Wien (pte003/12.04.2006/06:15) Am Rande der diesjährigen Open-Source-Konferenz Oscon http://www.oscon.at hat Harald Welte, Linux-Kernel-Entwickler und Leiter des Projektes gpl-violations.org http://gpl-violations.org , auf die zunehmende lizenzwidrige Verwendung von Open-Source-Software in kommerziell vertriebenen Geräten und Software-Applikationen hingewiesen. Mit Mitstreitern der Open-Source-Gemeinschaft versucht er Unternehmen, aber auch der Öffentlichkeit die Lizenzproblematik rund um General-Public-License-Software (GPL) näher zu bringen sowie auf die geltenden Regeln beim Gebrauch von freier Software hinzuweisen.

"Von High-End-Lösungen im Router- und Firewall-Bereich bis hin zu GSM-fähigen Mobiltelefonen, DVD-Playern oder gar Hometrainern taucht GPL-lizensierte freie Software heutzutage eigentlich überall auf - zumeist allerdings ohne entsprechende Darlegung des Quellcodes sowie des Lizenzvertrags", fasst Welte die grundsätzliche Problematik gegenüber pressetext zusammen. Die Liste der vom gpl-violations.org-Projekt aufgegriffenen Fälle ist mittlerweile auf eine Anzahl von über 100 gewachsen. Eine Vielzahl an prominenten Namen wie Aldi, Lidl sowie den österreichischen Sozialversicherungs-Chipkarten-Herstellern http://www.chipkarte.at sorgt dabei für zusätzliche Brisanz.

Den Betreibern des Projektes geht es dabei weniger darum, Klagslawinen auf die Unternehmen loszutreten, sondern die Kommunikation zwischen der Open-Source-Community und kommerziellen Anwendern zu verbessern. "Am Ende des bisweilen mühseligen Unterfangens steht in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle daher auch eine außergerichtliche Einigung, mit der sich kommerzielle Anbieter verpflichten, Quellcode, Lizenztext sowie ein Angebot zur Quellcodeabgabe öffentlich zugänglich zu machen", erläutert Welte. Wichtig sei außerdem die gegenseitige Kooperation. Wenn die Community das Gefühl habe, sie werde nur gemolken und es komme nichts zurück, dann demotiviere das viele Entwickler, so der Open-Source-Experte.

Dass die Implementierung von Open Source in Unternehmensmodellen durchaus auch kommerziell erfolgsversprechend sein kann, beweisen Freie-Software-Entwickler wie Philipp Reisner. Als technischer Direktor des Open-Source- und Security-Dienstleistungsunternehmen Linbit http://www.linbit.at schafft er den Spagat zwischen Freier-Software-Entwicklung und kommerziellen Vertriebslösungen. So ist seine Hochverfügbarkeitslösung DRBD (Distributed Replicated Block Device) einerseits als Open-Source-Produkt der GPL unterstellt, wird andererseits aber auch in einer High-End-Version DRBD+ lizenzpflichtig angeboten. Möglich ist dies allerdings nur, da auch der Co-Entwickler der Software, Lars Ellenberg, mit dem Vertrieb einverstanden ist und ebenfalls vom Unternehmen beschäftigt wird.

Im lizenzpflichtigen Vertrieb sieht Reisner keinen Widerspruch zur Open-Source-Philosophie. "Wir haben die Dreiwegspiegelung damit als Standard eingeführt, der später allerdings durchaus auch in die Open-Source-Version übernommen werden kann. So zahlen die Konzerne, die unsere High-End-Lösung brauchen, indirekt eine Entwicklung, von der später auch die Open-Source-Community wieder profitieren wird", so Reisner zu pressetext. Darüber hinaus würden sich vor allem auch die Software-Wartung sowie andere in diesem Zusammenhang angebotenen Dienstleistungen als lukrative Geschäftsfelder anbieten.

(Pressefotos zur Open-Source-Konferenz Oscon finden Sie unter http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=526 zum Download)

(Ende)
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