pte20050208037 in Leben

Salzseen wirken auf das Klima

Mikroorganismen produzieren chlorhaltige Luftschadstoffe


Leipzig/Graz (pte037/08.02.2005/15:45) Ein internationales Forscherteam hat festgestellt, dass Salzseen einen größeren Einfluss auf den Klimawandel haben als bisher angenommen. Wissenschaftler des Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ) http://www.ufz.de haben gemeinsam mit Kollegen aus Österreich, Russland und Südafrika entdeckt, dass Bakterien in Salzseen Substanzen produzieren, die als Treibhausgase wirken und die Ozonschicht zerstören. Dies ist ein natürlicher Faktor für Wüstenausbreitung, berichten sie im Fachjournal Geophysical Research Letters http://www.agu.org .

Bei den Substanzen handelt es sich um so genannte leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), die sich weltweit über die Atmosphäre ausbreiten und auch die Vegetation schädigen. Bisher waren die Forscher davon ausgegangen, dass die LHKWs fast ausschließlich durch industrielle Prozesse entstehen. Im Süden Russlands konnte das Team, dem unter anderem auch der Forscher Erich Putz vom Institut für Geophysik, Astronomie und Meteorologie der Universität Graz http://www.kfunigraz.ac.at angehört, feststellen, dass es neben industriellen auch natürliche Quellen geben muss. Die Forscher hatten nämlich bereits vor Jahren im Antarktiseis erhöhte Konzentrationen an LHKW-Abbauprodukten entdeckt, die über 250 Jahre alt sind. Damals gab es jedoch noch keine Industrie.

Die Forscher um Ludwig Weißflog vom UFZ konnten nun erstmals die natürliche Bildung einiger dieser Verbindungen durch salzliebende Mikroorganismen in Salzseen nachweisen. Diese Mikroorganismen zählen zu den ältesten und widerstandsfähigsten Lebewesen und können Temperaturen von minus 25 Grad bis 35 Grad Celsius überleben. Auch Vakuum oder UV-Strahlung können sie nicht zerstören. Lebensnotwendig ist lediglich die Konzentration an Salz und Wasser. Die Luftschadstoffe verbreiten sich über die Atmosphäre innerhalb einiger Tage weltweit. Sie sind in der Lage, die Vegetation zu zerstören bzw. schwere Schäden an den Pflanzen anzurichten. Nach Ansicht der Forscher gelangen diese Stoffe zwar schon seit längerer Zeit in die Atmosphäre, der prognostizierte Klimawandel verstärkt jedoch ihre schädigende Wirkung weiter. Besonders betroffen sind Trockengebiete, da die Vegetation dort sensibler auf Luftschadstoffe reagiert.

Derzeit wächst die Fläche der Steppengebiete allein im Süden Russlands jährlich um 500 Quadratkilometer. Die Wissenschaftler rechnen damit, dass sich etwa der eurasische Steppengürtel zwischen Österreich und China weiter ausdehnt. Auch Teile von Deutschland wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen werden zunehmend trockener. Die bereits jetzt in der Atmosphäre befindlichen Schadstoffe werden durch den Klimawandel künftig noch stärker wirken und so die klimarelevanten Prozesse beschleunigen, so die Forscher. Kenntnisse über das Verhalten von Umweltschadstoffen bei veränderten Klimabedingungen sind eine wichtige Voraussetzung, um Strategien zur Eindämmung der Folgen des Klimawandels entwickeln zu können. Die Erkenntnisse werden in die praktische Umsetzung der UN-Konvention zum Kampf gegen die Wüstenausbreitung einfließen.

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