pte20000511045 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Herzklappen vom Schwein vermehrt am Menschen transplantiert

Methode vor allem bei über 60-Jährigen eingesetzt


Wien (pte045/11.05.2000/17:32) Bei über 60-Jährigen Herz-Patienten werden auch in Österreich immer öfter Herzklappen vom Schwein eingesetzt. Die Schweineherzklappen gibt es derzeit aber nur in den Vereinigten Staaten auf Lager: In Schlachthöfen werden von 100 Klappen die qualitativ hochwertigsten (ca. 15 Stück) ausgewählt und anschließend - um die gewünschte Form zu erhalten - handwerklich von Näherinnen bearbeitet. In Österreich ist immer nur eine Klappe vorrätig.

"Als Szenario für die nächsten fünf Jahre sehen wir biologische Herzklappen, die mit patienteneigenen Zellen beschichtet sind", schätzte Ferdinand Waldenberger (siehe Bild) von der chirurgischen Abteilung des Krankenhaus der Stadt Wien. Und in 15 Jahren werde es dann voraussichtlich auch das "transgene" Schwein geben, das hinsichtlich seiner Antigenstruktur mit dem Patientenorganismus kompatibel sei und ein lebendes Ersatzteillager darstellt.

Der Bedarf an Herzklappen wächst ständig. Von 1993 auf 1998 hat sich in Österreich die Nachfrage bezüglich Herzklappenersätze von 1.181 Stück auf 1.639 erhöht. "Der eigentliche Herzklappenersatz kommt vor allem bei einer Verengung durch Verkalkung der Aortenklappe (=Aortenstenose) zum Einsatz", so Rainald Seitelberger, von der Universitätsklinik für Chirugie in Wien http://akh-wien.ac.at/Herz-Thorax-Chirugie bei der heutigen Pressekonferenz in Wien. Von einer solchen Verkalkung der Aortenklappe wären hauptsächlich Personen ab 60 betroffen. Ersatzteile für die menschliche Herzklappe werden schon seit ca. 25 Jahren verwendet, waren dies früher hauptsächlich mechanische Klappen, transplantiert man heute verstärkt - sogar bei Patienten über 90 - Herzklappen vom Schwein.

"Der Vorteil dieser Klappen besteht einerseits darin, dass sie jenem des Menschen sehr ähnlich sind, anderseits wird durch den Einsatz von biologischen Klappen im Gegensatz zu den mechanischen Klappen die Gefahr einer Thrombosenbildung verhindert", erklärte Waldenberger.

Bei 7,7 Prozent der Patienten mit einer mechanischen Klappe sei es trotz einer Blutverdünnung zu einer Thrombosenbildung gekommen. Die künstliche Blutverdünnung stelle zusätzlich eine Belastung für die Betroffenen dar. Diese Nachteile und Komplikationen sind bei der Transplantation einer biologischen Schweineklappe nicht gegeben.

Der Nachteil der biologischen Herzklappen, so der Mediziner, sei jedoch die bedingte Haltbarkeit. Nach einem Ablauf von ca. 15 Jahren müssten diese nämlich wiederum operativ ausgewechselt werden, weitere Verbesserungen auf diesem Gebiet seien aber geplant.

Eine Abstoßung des körperfremden Materials, das sich bei derartigen Ersatzteiloperationen immer wieder als Problem erweist, verhindern die Mediziner durch verbesserte Konservierungsmethoden und durch künstliche Antigenität. Dadurch erkennt der Körper die Schweineherzklappe nicht als fremdes Gewebe.

Typische Symptome für Aortenstenose seien, so Waldenberger, Kurzatmigkeit, kurze Ohnmachtsanfälle, Angina Pectoris (Engegefühl, Drücken und Brennen auf der Brust). Weist ein Patient diese Symptome auf, müsse die Operation durchgeführt werden. Ist er jedoch beschwerdefrei, empfiehlt der Arzt eine regelmäßige Kontrolle im Abstand von 6 Monaten.

(Ende)
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