pte19990906004 in Business

Aufbruch im digitalen Musik-Markt

Jetzt auch Vertrieb von Musik im deutschsprachigen Internet


München (pte) (pte004/06.09.1999/07:00) Der Vertrieb von Musik im Internet per Download soll jetzt auch hierzulande ein professionelles Gesicht erhalten. Zur PopKomm in Köln ging http://www.bitpull.de der Mov.a.bit GmbH aus Hamburg ans Netz, im Oktober soll http://www.callasong.de der Münchner Firma Infinite Tools folgen. Beide Unternehmen bieten ein vergleichbares Konzept. Neben dem Download-Bereich gibt es einen umfangreichen redaktionellen Teil und einen CD-Shop. Call-a-Song wird außerdem noch Merchandising-Artikel rund um die Musik verkaufen.

Die Münchner wollen zum Start zwar die durchaus beachtliche Menge von einer Million CDs im Angebot haben - allerdings: "Die Bedeutung des Tonträgerverkaufs wird langfristig ab- und der Download-Bereich zunehmen", sagt Infinite-Tools-Chef Oliver Niedermaier. Er setzt stark auf den redaktionellen Bereich, der täglich aktualisierte Musik-News und Hintergrundinformationen über die Musiker enthalten soll, deren Songs über das Angebot verkauft werden.

Den Direktvertrieb von Musikstücken will Call-a-Song nach und nach aufbauen und dafür Kooperationen mit kleineren Labels und Bands, die noch keinen Plattenvertrag haben, schließen. Titel bekannter Pop-Größen aus den Charts wird es als Download nicht geben. "Bei den großen Musik-Majors sind die Rechte für den Internet-Vertrieb noch nicht geklärt", sagt Anke Menyesch, Sprecherin von Mov.a.bit. Auch Bitpull wird sich folglich auf Independent-Musik im Download-Bereich konzentrieren und ebenfalls zu den Künstlern umfangreiche Informationen liefern.

So sehr sich die Konzepte der beiden Music-on-Demand-Anbieter auch ähneln, in einem wichtigen Detail unterscheiden sie sich: Während Call-a-Song bei den Downloads auf das im Netz gängige MP3-Format setzt, arbeitet Bitpull mit der Technik von Liquid Audio. Um Musik-Files dieses Formats herunterladen zu können, müssen die Nutzer über eine spezielle Software verfügen, die Mov.a.bit kostenlos anbietet.

"MP3 ist zwar weiter verbreitet, aber Liquid Audio bietet mehr Sicherheit", sagt Anke Menyesch. So versieht das System die Musiktitel mit digitalen Wasserzeichen, die eine unerlaubte Vervielfältigung verhindern. Ob Liquid Audio damit die Vormachtstellung von MP3 brechen kann, scheint bei einem Blick ins Internet derzeit fraglich. Angeblich hat MP3 Sex als häufigsten Suchbegriff im Web abgelöst.

Auch auf den deutschsprachigen Search-Engines tut sich inzwischen einiges. In dem Musik-Spezialverzeichnis Sharelook Musik http://musik.sharelook.de/ findet der User alles von Bootlegs bis MP3. Der Dienst bietet Informationen und Internet-Adressen zu Vereinen und Verbänden, verweisen auf Agenten, Labels und die verschiedenen Musikrichtungen und Adressen zu den einzelnen Instrumenten. Derzeit sind es rund 500 Rubriken mit etwa 5300 redaktionell bearbeiteten Einträgen. Zusätzlich kann man aus über 150.000 CDs auswählen, in diese 30 Sekunden reinhören und auf Wunsch auch online bestellen. Info-Tel.: 0049/6103/9307201

International hat AOL kürzlich ein Abkommen mit dem Online-Musikhändler Emusic.com geschlossen. http://www.emusic.com Danach wird der weltgrößte Online-Dienst künftig Musik per Download aus dem Netz verkaufen. Die Vereinbarung sieht vor, das Emusic.com-Angebot mit derzeit über 20.000 Titeln in die AOL-Ableger ICQ und Spinner sowie den Winamp-Player zu integrieren. Spinner betreibt mit Spinner.com ein Internet-Radio mit nach eigenen Angaben rund zwei Millionen Liedabrufen täglich. http://www.spinner.com

Erst im Juni war AOL mit dem Kauf von Spinner Networks und dem Software-Entwickler Nullsoft (Gesamtpreis rund 400 Mio. Dollar) ins Online-Musikgeschäft eingestiegen. "Das Interesse an digitalen Musikdownloads wächst überproportional", sagt Ted Leonsis, Chef der AOL Interactive Properties. Erst kürzlich hat Media Metrix innerhalb des Vorjahres einen Zuwachs der privaten Nutzer von digitaler Musik von rund 400 Prozent ermittelt. (w&v/horizont)

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