pte19981205011 Forschung/Entwicklung, Medien/Kommunikation

Swatch entwickelt Internetzeit

Nach Swatch gibt es nur mehr Echtzeit und keine Zeitzonen


München (pte) (pte011/05.12.1998/16:13) Nicolaus Negroponte vom MIT Media Lab erklärte unlängst auf dem auch von Swatch gesponserten Junior Summit http://www.jrsummit.net/tpls/home.wpi?pageID=1EN , daß es im Cyberspace weder Tag noch Nacht gebe, und daß die Internetzeit nicht geopolitisch verankert, sondern eben global sei und lieferte dem Uhrenproduzenten eine neue Idee für eine Uhr. Die Einteilung in Zeitzonen ist nach Negroponte ein Relikt aus vergangenen Zeiten, die im ortlosen Cyberspace, wo stets Echtzeit herrscht, veraltet ist.

Swatch http://www.swatch.com hat aus diesem Einfall die Konsequenz gezogen und einen neuen Standard für das neue Jahrtausend geschaffen: die Internetzeit oder eine universelle Zeit eben. Noch vor Weihnachten können sich trendsüchtige Netizen eine Uhr kaufen oder sich schenken lassen, die den Tag in 1.000 Zeiteinheiten unterteilt, die jeweils einer Minute und 26,4 Sekunden entsprechen. Und weil die Schweiz inmitten Europas liegt, wird auch gleich Greenwich entmachtet und als Bezugspunkt stattdessen Biel eingesetzt.

Die Biel Mean Time (BMT) liegt also der Internet- oder Swatchzeit zugrunde: @OOO ist mithin Mitternacht in Mitteleuropa. Und auf der Uhr befindet sich ein kleiner animierter Hund, der solange mit einem Knochen spielt, bis die Energie ausgeht und er sein Leben aushaucht. Mit der universellen "swatchzentrischen" Internetzeit können Surfer auf verschiedenen Kontinenten dann genau und ohne Probleme ein Date ausmachen. Auf der Homepage von Swatch gibt es auch einen Konverter zum Herunterladen, mit dem sich die Ortszeit in die Internetzeit umwandeln läßt.

Zeitzonen wurden in der Tat erst notwendig, wie Joe Nickell in Wired schreibt, als die Welt durch die Eisenbahn und die Telegraphie kleiner wurde. Mit dem Internet ist jetzt eine neue Technik und eine neues Zeitalter angebrochen. Und wie es sich für das neue Zeitalter gehört, soll die Zeit von einem Unternehmen geschaffen werden. Die Zeit jetzt also auch ein Thema für das Copyright?

Um einen solchen universellen Standard tatsächlich offiziell zu machen, müßte Swatch die Unterstützung des dafür zuständigen internationalen Gremiums, dem Bureau International des Poids et Mesures http://www.bipm.fr/enus/welcome.html , finden, das für die Einheitlichkeit der Maße zuständig ist. Das dürfte nicht einfach sein.

Weil Swatch der Meinung zu sein scheint, daß das Internet nur aus Macs und Windows-PCs besteht, wurde jetzt schnell für Unix-Maschinen das Unterprogramm asclock http://www.linux-systemhaus.de/download/index.html geschrieben, damit auch unter Unix/X die neue Internetzeit angezeigt werden kann. (telepolis)

(Ende)
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