pte19981002006 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Tourismus: Online-Buchungen heben ab

Flüge populär: Expedia, Sabre und TISS erwirtschaften Millionen


Köln (pte) (pte006/02.10.1998/11:39) Virtuelle Reisebüros sollen in Zukunft einer der Knüller im Internet werden. Von den fünf und sechs Millionen Dollar schweren Wochen-Umsätzen ihrer US-Kollegen können Cyberreisefirmen aber hierzulande nur träumen. Doch langsam steigt der Absatz, vor allem bei Flügen und Last-Minute-Angeboten. Der erfolgreichste deutsche WWW-Reisevermittler betreibt nur eine Zwei-Mann-Firma: Rudi Weissmann ist Inhaber und einer der beiden Macher von TISS (Travel Information Software Systems). Und die TISS GmbH kam nach seinen Angaben allein im August auf ein Buchungsvolumen von über zehn Millionen D-Mark. Täglich 20.000 Besucher aus der ganzen Welt sind der Durchschnitt. http://www.tiss.de

Das Start-up Unternehmen bietet Flug-Schnäppchen. Es bündelt auf seinem Computer die Angebote von 42 Flug-Consolidators, Großhändlern mit sogenannten "Grau-Markt-Tickets". Die Datenbank speichert 70 Millionen Flugtarife. In acht Sprachen und 250 Währungen spuckt TISS die billigsten Flüge zu den gewünschten Terminen aus. Im Februar will Weissmann seine Datenbank um die Angebote von Hotels und Autovermietern erweitern.

Hohe Millionenumsätze melden sonst nur Internet-Reiseshops aus den USA: Auf fünf Millionen Dollar pro Woche kommt Expedia, der Reisevermittlungsdienst des Software-Konzerns Microsoft. Sogar sechs Millionen wöchentlich meldet Travelocity, der Internet-Shop des weltweiten Buchungssystems Sabre. Das sind Zahlen, die die traditionellen Reisebüros bedrohen. Expedia soll "Anfang 1999" auch in Deutschland eröffnen - als Joint Venture "Travel Channel" der Bertelsmanntochter Gruner + Jahr mit dem Verlag Langenscheidt/Polyglott.

Hans Wachtel, Geschäftsführer von G + J Electronic Media Services (EMS), sieht Travel Channel als Kombination von "Buchen und Reiseinformation", als "allumfassenden Service", genau wie das US-Vorbild. Für Microsoft-Manager Lawrence Nell ist ein wichtiger Punkt, "daß der Verbraucher einfach das Billigste kriegen soll". Expedia-Buchungen laufen über das System Worldspan.

Travelocity gehört zum Buchungssystem Sabre und damit zu American Airlines. 21 Prozent der Visits kommen nach Angaben von Travelocity-Sprecher Dawn Caesar aus dem Ausland. Kein Wunder, daß inzwischen auch eine britische Filiale eröffnet wurde und Fachleute auch mit einer deutschen Travelocity rechnen. Nach Angaben von Caesar sind 30 Prozent der überwiegend amerikanischen Travelocity-Kunden Geschäftsreisende, der Rest Urlauber.

* START und Lufthansa mit tausenden Buchungen, L'tur bescheiden *
Das größte deutsche Reisebuchungssystem START, wiederum eine Tochter des internationalen Systems Amadeus und damit von Lufthansa und anderen Airlines, kommt im Internet nur auf sehr viel bescheidenere Umsätze. "Dreistellig" ist die Zahl der monatlichen Buchungen nach Angaben von Sprecherin Dorothea Hahn, trotz einer stolzen Zahl von 230.000 Visits etwa im August. Wer bei START ein Ticket der 500 Fluggesellschaften oder ein Zimmer der 30.000 Hotels online bucht, muß in einem normalen Reisebüro bezahlen: Start konkurriert nicht mit seinen Business-Kunden.

Bessere Umsatzzahlen erzielt die Lufthansa http://www.lufthansa.com 14.000 Online-Buchungen meist aus Deutschland waren es 1997. Bereits 18.000 kann LH-Sprecherin Kerstin Heinen für die ersten sieben Monaten dieses Jahres melden. Lufthansa gibt Internet-Direkt-Kunden zusätzlich 250 Prämienmeilen pro Buchungsabschnitt, die Hälfte der Prämie eines Kurzflugs.

Verglichen mit Lufthansa und TISS hinken andere deutsche Reiseverkäufer hinterher. Die Schar der Anbieter reicht vom Burda-Verlag mit http://www.traxx.se (Focus.de) bis zum neuen Dienst http://www.flug.de der Suchmaschine Web.de/Cinetic. Selbst Deutschlands berühmtester Last-Minute-Anbieter L'tur erzielt in dem neuen Medium noch keine nennenswerten Umsätze. Der Anteil der Internet-Buchungen "liegt im Promille-Bereich", sagt Sprecher Markus Faller.

Und das, obwohl die Last-Minute-Site 200.000 Visits im Monat verzeichnet. L'tur bietet unter dem Moto "Browsen Sie mal eben ans Meer" rund ein Drittel der von ihm durchschnittlich angebotenen 30.000 Reisen im Netz an, seit diesem Sommer auch unverkaufte Lufthansa-Plätze. Fallers Prognose für den Konkurrenzkampf im Netz: "Da wird sich durchsetzen, wer die besten Preise, die guten Marken und die guten Links hat." (LZ-Net)

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