pte19980423008 Politik/Recht, Medien/Kommunikation

USA: Internet boomt, Krypto-Politik hindert

Wirtschaftsminister: "Ausfuhrverbot fördert ausländische Software-Anbieter"


Wahington (pte) (pte008/23.04.1998/11:40) Das Internet boomt in den USA und fördert das Wirtschaftswachstum, die Politik der Clinton-Regierung, den Export Verschlüsselungssoftware zu verbieten, sei aber gescheitert, mußte Wirtschaftsminister William Daley dieser Tage zugeben, als der neue Internet-Bericht des US-amerikanischen Department of Commerce veröffentlicht wurde. http://www.doc.gov

In den USA wächst der "InformationsTechnology"(IT)-Sektor doppelt so schnell wie die übrige Wirtschaft und schneller als jede andere Technologie zuvor. Dem Bericht zufolge erwirtschaftet digitale Industrie inzwischen rund vierzig Prozent des Bruttosozialproduktes der USA. Verbraucher und Unternehmen nehmen begeistert teil, der Datenverkehr im "Netz der Netze" verdoppelt sich demnach alle 100 Tage.

Experten schätzen, daß rund 62 Millionen Amerikaner - weltweit insgesamt 100 Millionen Menschen - das globale Computer-Netzwerk inzwischen regelmäßig zur Kommunikation und als Informationsquelle nutzen. 1994 waren es erst 3 Millionen Menschen. Der Einkauf per Kreditkarte über das World Wide Web erfreut sich immer größerer Beliebtheit - Ende 1997 hatten über 10 Millionen Nordamerikaner online eingekauft. Und bis zum Jahr 2002 könnte auch der über das Internet abgewickelte Großhandel einen Umsatz von 300 Milliarden US-Dollar erreichen. Große Unternehmen können nach eigenen Angaben mit WWW-Hilfe ihre Kosten senken und hunderte von Millionen Dollar einsparen.

Doch der 300 Seiten starke Bericht über den wachsenden digitalen Wirtschaftsbereich "Emerging Digital Economy" enthüllt neben den Chancen auch die Risiken der digitalen Ökonomie. http://www.ecommerce.gov/emerging.htm Er warnt vor allzu leichtfertigem Umgang der Verbraucher mit ihren persönlichen Daten und dem Mißbrauch digitaler Zahlungsmittel. Die IT-Industrie müsse Richtlinien zur Selbstregulierung aufstellen, um die Privatinformationen der "Net-Shopper" zu schützen.

In Bezug auf die strenge Kryptographie-Politik der Clinton-Regierung, die jegliche Ausfuhr stark verschlüsselnder Software untersagt bzw. die Hinterlegung eines Entschlüsselungs-Codes bei staatlichen Stellen fordert, mußte Wirtschaftsminister Daley ein Scheitern eingestehen. Das Ziel sei nach wie vor richtig, doch die Umsetzung bisher mißlungen, so Daley vor dem regierungsberatenden Information Technology Policy Council. http://www.ipac.gov.au

Das unerwünschte Ergebnis der Krypto-Politik sei nämlich eine wachsende Vorherrschaft ausländischer Software-Firmen auf dem Markt für Verschlüsselungstechnologie. Das bedeute nicht nur einen Verlust an Arbeitsplätzen, sondern auch die Verbreitung von Produkten auf dem amerikanischen Markt, die überhaupt nicht den Sicherheitsbedürfnissen der US-Gesetzeshüter entsprechen. Trotz dieses Zugeständnisses erwartet die Software-Industrie allerdings nicht, daß das Weiße Haus seine Politik in Sachen Kryptographie und Export in naher Zukunft ändern wird. [Bild der Wissenschaft, CnetNews, San Francisco Chronicle]

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