pte19971128009 Auto/Verkehr

US-Klimaforscher prognostiziert arktische Winter in Europa

Vorerst jedoch ist 1997 weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen


New York/London (pte009/28.11.1997/14:19) Europa könnten nach Ansicht des US-Klimaforschers Wallace Broecker von der Columbia-Universität (New York) künftig arktische Temperaturen drohen. Der Wissenschaftler hat seine Studie heute im Wissenschaftsnmagazin "Science" veröffentlicht. Ein "Kälteschock" für Europa tritt Broecker zufolge dann ein, wenn sich durch den Treibhauseffekt die nordatlantischen Meeresströmungen ändern, die das relativ stabile Klima Europas garantierten. Für London beispielsweise prognostiziert er in diesem Fall Temperaturen wie in Spitzbergen.

Der Weg, den die Meeresströmungen nehmen, hängt nach Broeckers Darstellung wesentlich von der Temperatur und dem Salzgehalt des Wassers ab. Salzreiche und kalte Wassermassen sinken auf den Meeresgrund ab, während die weniger salzigen und warmen Wassermassen an die Meeresoberfläche steigen. Diese von Broecker so genannte "Förderströmung" bewegt sich als Golfstrom von Nordamerika nach Europa und erwärmt dort das Klima. Kommt es aber infolge des Treibhauseffekts zu einer starken Abschmelzung der Polargletscher führe dies zusammen mit stärkeren Regenfällen zu einer Entsalzung des Meerwassers, ändere sich die Richtung der Strömungen. Dann könnte der Golfstrom die arktischen Luftmassen nicht mehr erwärmen, was zu einem Rückgang der Temperatur um bis zu elf Grad im Jahresmittel führen könnte.

Broeckers Kollege J. D. Mahlman von der Princeton-Universität nennt dessen Theorie eine "interessante Spekulation", doch gebe es derzeit keine direkten Beweise dafür, daß die Ansammlung von Treibhausgasen wie Kohlendioxid in der Atmosphäre die Ozeanströmungen unterbrechen könne. Mahlman räumt allerdings ein, daß es beim Verständnis solcher Phänomene wie den Klimawandel noch erhebliche Wissenslücken gebe.

1997 wird weltweit wärmstes Jahr - Durchschnittstemperatur stieg um 0,43 Grad

Noch dürfte es allerdings nicht so weit sein, denn dieses Jahr wird Berechnungen britischer Klimaforscher zufolge zunächst das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen sein. Bis jetzt ist die Durchschnittstemperatur um 0,43 Grad wärmer als im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990, teilte das Hadley-Zentrum für Klimavorhersage der Universität East Anglia mit. Bisher galt 1995 als wärmstes Jahr. Der weltweite Temperaturanstieg hänge mit El Nino zusammen, dem Wetterphänomen, das alle paar Jahre durch eine Erwärmung des Ostpazifiks das Weltklima beeinflusse, sagte der Leiter des Klimabeobachtungsgruppe, David Parker.

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