pte20090922049 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

USA: Krise trifft Journalisten am härtesten

Verschärfte Arbeitsbedingungen auch für deutsche Journalisten


Jobs sind in der Medienbranche derzeit rar gesät (Foto: pixelio.de, Verena N.)
Jobs sind in der Medienbranche derzeit rar gesät (Foto: pixelio.de, Verena N.)

McLean, Virginia/Berlin (pte049/22.09.2009/16:30) Die Wirtschaftskrise schlägt sich in der US-amerikanischen Medienbranche hart durch. Seit des Zusammenbruchs von Lehman Brothers vor ziemlich genau einem Jahr sind in der US-amerikanischen Journalismusbranche dreimal mehr Jobs verloren gegangen als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Insgesamt gingen in den USA zwischen September 2008 und August 2009 monatlich acht Prozent an Arbeitsplätzen verloren. Im selben Zeitraum wurden jedoch im Monatsdurchschnitt 22 Prozent der Journalistenstellen gestrichen. In ganzen Zahlen verloren seit September des Vorjahres mehr als 35.000 US-Journalisten ihren Job. Diese Zahlen wurden kürzlich von der Allianz UNITY http://www.unityjournalists.org veröffentlicht, die sich in den USA für Journalisten schwarzer Hautfarbe sowie asiatischer, hispanischer und indianischer Herkunft einsetzt. "Während der Printsektor durchwegs in höherem Ausmaß betroffen ist, haben sich die Jobstreichungen im Rundfunkbereich im vierten Quartal 2008 dramatisch erhöht", schreiben die Autoren der Studie.

Negative Spitzenreiter bei den Kündigungen waren die Medienkonzerne Gannett und McClatchy mit insgesamt 6.629 bzw. 5.368 abgebauten Journalistenstellen. Die Krise zwang auch Hearst (1.580), die New York Times (1.361) sowie die Fernsehnetzwerke NBC (714) und CBS (423) zu beträchtlichen personellen Aderlässen. Die Daten aus dem Report zeigen, dass die Spitzenwerte vor allem während Geschäftsberichtsperioden erzielt wurden. Onica N. Makwakwa, Executive Director von UNITY, sagt in einer Aussendung: "Diese Zahlen bestätigen, dass der wirtschaftliche Abschwung die Branche sehr hart getroffen hat. Während sich die Branche eine neue Zukunft formt und die Unternehmen gegen den finanziellen Sturm ankämpfen, ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass es hier auch um Menschen geht."

In Deutschland hat sich die Arbeitslosigkeit unter Medienschaffenden zwischen September 2008 und August 2009 um etwa elf Prozent erhöht. Momentan sind bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) http://www.arbeitsagentur.de 1.286 deutsche Journalisten als arbeitslos gemeldet (Stand: August 2009). Allerdings sind diese Zahlen nur begrenzt aussagekräftig, da sich viele Journalisten nicht als arbeitslos melden, wie ein Sprecher der BA auf Nachfrage von pressetext erklärt. Ulrike Maercks-Franzen, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) http://dju.verdi.de , beobachtet jedoch auch in Deutschland einen Rückgang bei der Zahl von festangestellten Journalisten. "Die Überlebensbedingungen sind für Journalisten sehr viel schwieriger geworden, da sich derzeit viel in den Bereich freier Arbeitsverhältnisse verlagert. Die sogenannten Freisetzungen können momentan auch nicht durch Neugründungen kompensiert werden", analysiert Maercks-Franzen im Gespräch mit pressetext.

Allgemein zeichne sich der negative Trend am Mediensektor - weniger soziale Sicherheit durch weniger Festanstellungen - bereits seit Anfang des Jahrzehnts ab. "Etwa um das Jahr 2006 hat sich diese Entwicklung wieder einigermaßen stabilisiert. Durch das rückläufige Anzeigengeschäft und die aktuelle Krise haben sich die Bedingungen für die Kollegen seit zwei Jahren allerdings wieder verschärft", so die Gewerkschaftsvertreterin. Viele würden anstatt eines Freelancer-Jobs gern wieder die Sicherheit eines fixen Arbeitsplatzes genießen, so Maercks-Franzen. "Journalistische Qualität braucht vernünftige Rahmenbedingungen. Viele Medienunternehmen sparen hier an der falschen Stelle."

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Jörg Tschürtz
Tel.: +43-1-81140-319
E-Mail: tschuertz@pressetext.com
|