pte20090219038 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Neue isländische Regierung bestätigt hohe Walfangquoten

Scharfe Proteste internationaler Umweltgruppen


Immer noch kein Ende des kommerziellen Walfangs (Foto: Mark Votier/WDCS)
Immer noch kein Ende des kommerziellen Walfangs (Foto: Mark Votier/WDCS)

Reykjavik (pte038/19.02.2009/15:47) Die von der abgewählten isländischen Regierung festgesetzten Walfangquoten für jährlich 150 Finn- und 100 Zwergwale (pressetext berichtete http://www.pte.at/pte.mc?pte=090129037 ), sind von der neuen Regierung genehmigt worden. Islands neuer Fischereiminster Steingrimur Sigfusson hat dies gestern, Mittwoch, bestätigt. Die Quoten wurden für die kommenden fünf Jahre festgesetzt. Internationale Umweltgruppen protestieren gegen diese Entscheidung. Finnwale stehen auf der Roten-Liste, weil sie vom Aussterben bedroht sind.

"Die Entscheidung steht im Widerspruch zu einigen Signalen des neuen isländischen Regierungskabinetts aus den vergangenen Tagen und trotzt breiten internationalen Protesten, darunter auch der deutschen Bundesregierung", meint Nicolas Entrup, Geschäftsführer der deutschen Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS) http://www.wdcs-de.org , gegenüber pressetext. Zuvor hatte das isländische Parlament (Althing) bereits am 11. Februar die Fortsetzung des kommerziellen Walfangs und die Fangquotenvergabe durch den Ex-Minister mit 63 zu 36 Stimmen unterstützt.

"Die meisten Menschen glauben, dass Walfang nur Japan betrifft", so Entrup. Dabei gebe es in Norwegen, auf den Färöer und in Island ein Riesenproblem mit dem Walfang. "Es ist nicht einzusehen, dass Länder in Europa internationale Naturschutzvereinbarungen nicht einhalten, sondern mit Füssen treten", meint Entrup. Eine klare Reaktion sei nun von der EU gegenüber einem Staat gefordert, der gerade in der jetzigen Finanzkrise von ausländischem Kapital abhängig ist. "Da auch Islands Fischerei von der EU abhängt, sollte beim Thema Walfang massiver Druck ausgeübt werden, der über diplomatische Protestnoten hinausgeht", fordert der Umweltschützer. "Ein Boykott von isländischem Fisch wäre eine Möglichkeit."

Internationale Umweltschützer vermuten, dass die riesigen Mengen an Walfleisch, vor allem jenes von Finnwalen, nicht zum Konsum im eigenen Land gedacht sei, sondern ausschließlich für den Export. "Diese Mengen von Walfleisch kann von den rund 300.000 Isländern unmöglich konsumiert werden", meint Entrup. Doch auch in Japan gebe es massive Probleme das Walfleisch zu verkaufen, denn die Konsumenten bevorzugen offensichtlich andere Produkte. "In Japan wird der Konsum sogar subventioniert", erklärt der Umweltschützer.

"Islands Walfang hängt mit der lokalen Fischerei eng zusammen", so Entrup. Der einzige isländische Walfangunternehmer sei auch in der Fischerei ein sehr großer Player. Im Prinzip profitieren vom Walfang nur sehr wenige, dafür sei der Imageschaden für das Land sehr groß, wenn gefährdete Arten bejagt werden. In krassem Gegensatz zum Walfang steht auch die Aktivität, die im Hafen von Reykjavik von verschiedenen Anbietern angeboten wird: Walbeobachtungen stehen bei dem Besuchern hoch im Kurs.

Die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS sieht in der Freigabe der Quoten einen verzweifelten Versuch einiger Interessensvertreter Islands, sich vor den Neuwahlen im Frühjahr ein paar Wählerstimmen zu sichern. Islands Fangquotenvergabe steht auch in konkretem Zusammenhang mit einem zwischen 9. und 11. März in Rom stattfindenden Treffen zwischen Staaten, die über eine Lösung der festgefahrenen Fronten innerhalb der Internationalen Walfangkommission http://www.iwcoffice.org verhandeln wollen. "Ein Staat, der sich so an den Verhandlungstisch setzt, fördert nur noch stärker die Eskalation. Europa muss aufwachen und erkennen, dass wir ein Walfangproblem in Europa haben und nicht nur durch Japan in der Antarktis" so Entrup abschließend gegenüber pressetext.

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Aussender: pressetext.austria
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