pte20081126010 Medien/Kommunikation, Medizin/Wellness

Websuche macht Menschen zu Cyber-Hypochondern

Internet-Recherche zu eigenen Symptomen verstärkt Krankheitsängste


Im Internetzeitalter wird das Web zum Selbstdiagnose-Instrument (Foto: pixelio.de, Rolf van Melis)
Im Internetzeitalter wird das Web zum Selbstdiagnose-Instrument (Foto: pixelio.de, Rolf van Melis)

Redmond (pte010/26.11.2008/10:05) Das Suchen nach Informationen zur Selbstdiagnose von Krankheiten im Internet führt in einem Großteil der Fälle dazu, dass die Betroffenen ihren Gesundheitszustand als weitaus schlimmer erachten als er in Wirklichkeit ist. Zu diesem Ergebnis kommt ein kürzlich veröffentlichter Bericht von Microsoft-Forschern http://research.microsoft.com . Diese haben im Rahmen einer Langzeitstudie die spezifischen gesundheitsbezogenen Web-Suchanfragedaten von insgesamt 515 Menschen analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass Art und Menge der online recherchierten medizinischen Inhalte in einem direkten Verhältnis zum letztendlichen Ausmaß der Übertreibung der eigenen Krankheit stehen. "Unsere Studie zeigt, dass Internet-Suchmaschinen das Potenzial haben, medizinische Bedenken in negativer Hinsicht ausufern zu lassen", fassen die Forscher ihre Resultate zusammen. Das liege einerseits daran, dass viele Webseiten in der Interpretation des tatsächlichen Krankheitsbildes die Nutzer nur das Schlimmste vermuten ließen. Andererseits gingen die meisten Menschen auch zu leichtgläubig mit den im Netz gefundenen Informationen um und würden zu Überinterpretationen neigen, heißt es in dem Bericht.

"Das World Wide Web ist eine überaus ergiebige Quelle für medizinische Informationen. Es bietet mit der Gesundheitspflege nicht so gut vertrauten Menschen die Möglichkeit, ein besseres Verständnis für die eigene Gesundheit und spezielle Krankheitserscheinungen zu bekommen", erklären die Microsoft-Forscher. Gleichzeitig sei in diesem Zusammenhang aber auch ein außerordentliches Maß an Vorsicht geboten. "Das Internet hat das Potenzial, die Ängste der Menschen drastisch zu verstärken", betonen die Wissenschaftler. Besonders betroffen seien dabei vor allem Nutzer mit einem sehr geringen medizinischen Wissen. Als Resultat entstehe ein Phänomen, das im vorgelegten Bericht in Anlehnung an das bekannte Problem der Hypochondrie als "Cyberchondria" bezeichnet wird.

"Bei Menschen, die hypochondrisch veranlagt sind oder die über ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein verfügen, ist das Sammeln von medizinischen Informationen zum Zweck der Selbstdiagnose nichts Ungewöhnliches", stellt Wolfgang Müller, Leiter der Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) http://awmf.org , im Gespräch mit pressetext fest. Dieses Phänomen sei bereits seit geraumer Zeit beobachtbar. "Dass Menschen sich aufgrund von Büchern oder TV-Sendungen oft zu einer falschen Selbstdiagnose hinreißen lassen, ist schon seit längerem bekannt. Neu ist nur, dass sich das Ganze nun in das Medium Internet verlagert hat", meint Müller. Das Problem bleibe dabei grundsätzlich dasselbe. "Betroffene müssen darauf hingewiesen werden, dass eine Suche nach medizinischen Informationen im Web eine körperliche Untersuchung eines Fachmannes niemals ersetzen kann", stellt Müller klar.

Auch sei es ein schwerwiegender Fehler zu glauben, dass alleine aufgrund eines bestimmten Symptoms auf die tatsächliche Diagnose geschlossen werden könne. "Das ist alleine deshalb schon äußerst problematisch, da verschiedene Krankheiten oftmals die selben Symptome haben können", erläutert Müller. Ein weiteres Problem ergebe sich aus der unterschiedlichen Seriosität der im Internet zur Verfügung stehenden medizinischen Informationen. "Betroffene sollten unbedingt darauf achten, dass die Webseiten, auf denen sie ihre Recherchen durchführen, mit dem Gütesiegel der Health On the Net Foundation (HON) http://www.hon.ch ausgestattet sind. Nur wenn sich das entsprechende Logo auf der Seite befindet, können sie sich sicher sein, dass die dort angeführten Informationen von sachkundigen Experten stammen", so Müller abschließend.

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