pte20050524007 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Newsweek-Skandal spaltet Medienlandschaft

Fehlender Informantenschutz schreckt wichtige Informanten ab


Washington (pte007/24.05.2005/09:00) Die Praxis anonyme Quellen zu zitieren ist mit der Falschmeldung im US-amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek http://www.newsweek.com wieder einmal schwer unter Beschuss geraten. "Es gibt ein Problem mit der Glaubwürdigkeit der Medien in Hinsicht auf die Verwendung anonymer Quellen", richtete sich der Pressesprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, gegen die Medien. Diese Attacken sind zwar nicht neu, neu ist jedoch die breite Zustimmung vieler nationaler Medien, die diese Kritik stützen, berichtet die New York Times.

Einige der großen Tageszeitungen wie USA Today, Washington Post und New York Times versuchen die Verwendung von anonymen Quellen zurückzuschrauben. "Meine Erfahrungen als Journalist haben mich davon überzeugt, dass es Informanten gibt, die feige sind und mehr erzählen als sie wissen", untermauert Allen H. Neuharth, Gründer von USA Today, seine Vorsicht gegenüber dieser in den USA stark verbreiteten Praxis. Einige Journalisten, vor allem aus den Ressorts Politik und Wirtschaft, fürchten bei der Anwendung strengeren Richtlinien in ihren Redaktionen jedoch Nachteile gegenüber Konkurrenten. Dagegen halten Redakteure und Abteilungsleiter, dass strikte Vorschriften im Hinblick auf anonyme Quellen ihre Arbeit nicht eingeschränkt haben.

Tom Rosenstiel, Direktor des Projekts "Excellence in Journalism" http://www.journalism.org sieht die Entwicklung von einer sinnvollen Praxis, die ihre Berechtigung seit der Watergate-Affäre manifestiert hat, hin zu einer Bedingung, die Informanten immer häufiger stellen. Für Sandy Johnson von Associated Press wird diese Praxis beinahe reflexartig angewendet. Eine Kette von Skandalen innerhalb der Medienhäuser in der jüngsten Vergangenheit hat die Redaktionen in den USA dazu bewegt ihre Richtlinien zu überdenken und neu zu definieren.

Hinzu kommen aber noch andere Probleme, die an der Instanz Journalismus nagen. Dazu gehören die prekäre wirtschaftliche Lage vieler Medien sowie das Klima des Misstrauens gegenüber kritischen Medien, welches die Bush-Regierung verbreitet. Der fehlende gesetzliche Schutz von anonymen Quellen führt nach Meinung vieler Journalisten dazu, dass potenzielle Informanten davon abgeschreckt werden an die Öffentlichkeit zu gehen und viele wichtige Berichte niemals veröffentlicht würden.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Linda Osusky
Tel.: +43-1-81140-317
E-Mail: osusky@pressetext.com
|