pte20191106017 Medizin/Wellness, Politik/Recht

"Österreich bei Diabetes kein Musterschüler"

Vor allem bei Jüngeren treten Erkrankungen öfter auf - Politik muss Prävention fördern


Wien (pte017/06.11.2019/13:00) "Österreich ist bei seiner Diabetespolitik kein Musterschüler." Zu dem Schluss kommt Alexandra Kautzky-Willer, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) http://oedg.at , anlässlich eines Pressegesprächs zum Weltdiabetestag am 14. November. Neuen ÖDG-Daten nach hat sich die Zahl diabeteskranker Männer zwischen 2012 und 2017 um 14 Prozent erhöht, die Zahl der erkrankten Frauen stieg um elf Prozent.

Als beunruhigend sieht die ÖDG, dass bereits fünf Prozent der Zehnjährigen unter Prädiabetes leiden, einer Vorstufe von Typ-2-Diabetes. Eine Hauptforderung daher: Politik müsse mehr Geld für Programme zur Aufklärung und Prävention bereitstellen. Jüngere Patienten müssten früh erkennen, wie sie mit der Krankheit umgehen oder diese erst gar nicht entstehen lassen.

"Kontrolle über die Krankheit"

"Neben dem persönlichen Leiden für Patienten löst Diabetes auch volkswirtschaftliche Schäden aus. Die Versicherungskosten für einen Diabetespatienten sind um 30 bis 34 Prozent höher als von einem nicht erkrankten Menschen. Im Jahr entstehen so allein in Österreich 4,8 Mrd. Euro an Kosten", warnt Alexander Biach, Vorsitzender des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger http://hauptverband.at . Allgemeinmediziner müssten deshalb verpflichtend Disease-Management-Programme anbieten, in denen Patienten über ihre Krankheit aufgeklärt werden.

Die Wichtigkeit der Aufklärung bei Patienten betont auch Harald Führer, Vizepräsident der Selbsthilfeorganisation "wir sind diabetes" http://wirsinddiabetes.at (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20191029018 ). "Betroffene müssen die Kontrolle über ihre Erkrankung haben. Das muss möglichst früh anfangen, Kinder sollen beispielsweise lernen, wie sie ihren Blutzucker selbst messen und was sie essen dürfen. Wenn sie sich nicht daran gewöhnen, für sich selbst zu sorgen, wird das im Alter ein Problem", meint Führer gegenüber pressetext. "Abenteuer-Camps", in denen Kinder das erste Mal Eigenverantwortung über ihre Krankheit erhalten, seien hier eine wichtige Maßnahme.

Ohne frühe Maßnahmen "Teufelskreis"

Laut Yvonne Winhofer-Stöckl, der Ersten Sekretärin der ÖDG, sind bei einer Erkrankung mit Diabetes Maßnahmen in den ersten Jahren entscheidend. "Wenn hier verabsäumt wird, etwas zu unternehmen, löst das einen Teufelskreis aus, der Spätschäden stark erhöht und kaum aufzuhalten ist", meint die Medizinerin.

An Diabetes Erkrankte sind laut den Experten im Alltag mit großen Hürden konfrontiert. Neben körperlichen Problemen seien Patienten vor allem bei Diabetes Typ 2 oft gesellschaftlich stigmatisiert. Durch stärkere Aufklärung und Präventivmaßnahmen wäre es ihnen möglich, die gleichen Möglichkeiten wie gesunde Menschen zu haben. "Erkrankte sollten alles selbst machen können. Sie sollten so sehr für sich sorgen können, dass sie Ärzte nur noch im Notfall als Ansprechpartner brauchen", so Winhofer-Stöckl auf Nachfrage von pressetext.

Fotos zur Pressekonferenz stehen unter http://fotodienst.pressetext.com/album/3731 als Download zur Verfügung.

(Ende)
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