pte20160606018 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Angststörungen verbreiteter als angenommen

Frauen weltweit doppelt so oft von Krankheit betroffen als Männer


Angst: Frauen sind besonders davon betroffen (Foto: pixelio.de, günther gumhold)
Angst: Frauen sind besonders davon betroffen (Foto: pixelio.de, günther gumhold)

Cambridge (pte018/06.06.2016/11:30) Angst sollte bei der Erforschung der psychischen Gesundheit mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, da sie verbreiteter ist als angenommen. Denn Frauen, junge Menschen unter 35 Jahren und Personen mit Gesundheitsproblemen sind laut einer Studie der University of Cambridge http://cam.ac.uk besonders betroffen. Die Forscher gehen davon aus, dass vier von 100 Menschen unter Ängsten leiden. Weitere Studien sind laut Forschungsleiterin Olivia Remes aber erforderlich, um herauszufinden, welche anderen Personengruppen dem größten Risiko ausgesetzt sind.

60 Mio. Europäer betroffen

Die im Fachmagazin "Brain and Behavior" publizierte Analyse von 48 Studien zeigt, dass jedes Jahr in der EU mehr als 60 Mio. Menschen von einer Angststörung betroffen sind. In Nordamerika sind die Werte mit acht von 100 Personen am höchsten, in Ostasien mit drei von 100 am niedrigsten. Obwohl der Anteil der Menschen mit einer Angststörung zwischen 1990 und 2010 konstant geblieben ist, wird die Krankheit laut den Forschern - anders als Depression - kaum erforscht.

Weltweit leiden Frauen doppelt so wahrscheinlich an einer Angststörung wie Männer. Laut Remes könnten dafür hormonelle Schwankungen verantwortlich sein - oder auch der Umstand, dass Frauen allgemein stressanfälliger sind, weil sie traditionell für Nachwuchs sorgen. Die Auswertung der Studien hat auch ergeben, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen besonders gefährdet sind und so ihre Belastung verdoppelt wird.

Belastung Nebenerkrankung

So leiden zum Beispiel 32 Prozent der Patienten mit Multipler Sklerose auch an einer Angststörung. 15 bis 23 Prozent der Krebspatienten sind ebenfalls betroffen. Schwangere waren besonders vor und unmittelbar nach der Geburt von Zwangsstörungen betroffen. Daten zu Angststörungen fehlen jedoch besonders bei manchen Bevölkerungsgruppen wie indigenen Kulturen oder Gruppierungen wie Drogenabhängigen, Sexarbeitern, lesbischen, homosexuellen und bisexuellen Menschen.

Laut Remes können Angststörungen das Leben extrem erschweren. "Angst ist genauso wichtig und einschränkend wie Depressionen und kann zum Entstehen anderer Krankheiten und psychischer Störungen führen, das Selbstmordrisiko erhöhen und steht mit hohen Kosten in Zusammenhang." Es sei daher wichtig, dass die zuständigen Behörden wissen, wie verbreitet Angststörungen sind und welche Personengruppen am stärksten betroffen sind.

(Ende)
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