pte20120808018 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

"Facebook-Verweigerer sind Psychopathen"

Ignorante These stellt Online-Eremiten unter Generalverdacht


Psycho: wer nicht bei Facebok ist (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann)
Psycho: wer nicht bei Facebok ist (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann)

Wien (pte018/08.08.2012/13:00) In verschiedensten Medien ist nach dem Amoklauf in Aurora, Colorado, darüber berichtet worden, dass Täter James Holmes nicht bei Facebook vertreten ist. Daraus haben einige Journalisten - mehr oder weniger subtil - die Theorie entwickelt, dass Facebook-Verweigerer abnormal sind. Nachdem deutsche Medien auch Massenmörder Anders Breivik nachgewiesen haben, nicht beim größten aller sozialen Netzwerke angemeldet zu sein, hat sich der Trend noch verstärkt. Zuletzt titelte die britische Daily Mail mit der Frage "Ist ein fehlendes Facebook-Konto ein Zeichen dafür, dass du ein Psychopath bist?".

Zweifelhafte Expertisen

Diverse deutsche und US-Medien haben sogar Psychiater gefunden, die bestätigen, dass ein fehlender Facebook-Account verdächtig ist. Facebook sei - vor allem unter jungen Menschen - so weit verbreitet, dass praktisch jeder einen Account habe, so das Hauptargument der Verfechter einer Zwangs-Sozialisierung. Als Konsequenz muss, wer sich einem so mächtigen Trend entzieht, abnormal, abgeschnitten von der Gesellschaft oder gar gefährlich sein. Einige Experten gehen gar so weit, nicht existente Social-Media-Accounts als mögliches Anzeichen für Psychopathen zu bezeichnen. Ein fehlendes Facebook-Profil kann Menschen laut manchen Berichten auch zu Parias machen, weil Freunde verloren gehen oder Unternehmen keine Jobs vergeben.

"Diese These ist schwachsinnig. Der nächste Schritt wäre praktisch eine präventive Verhaftung aller Facebook-Verweigerer. Menschen, die absichtlich nicht bei Facebook sind, sind vielleicht sogar weitsichtiger als der Rest, wenn man an Überwachung und Datenschutz denkt. Gerade Experten wie Informatiker verzichten oft bewusst. Auch die Zahl der Aussteiger nimmt zu, da es eine Tendenz zur Trivialisierung gibt. Facebook kann Menschen auch runterziehen, weil User ständig nur sehen, was andere kaufen und wo sie Urlaub machen", erklärt Ed Wohlfahrt von edRelations http://edrelations.com gegenüber pressetext.

Aussteiger nehmen zu

Abstinenz von Facebook kann also diverse Gründe haben. Einige Menschen bevorzugen alternative soziale Netzwerke. Andere machen sich Sorgen um ihre Daten. Zuletzt berichtete die New York Times über User, die sich aus Angst vor Vereinsamung vom sozialen Netzwerk getrennt haben, weil sie kaum mehr reale Kontakte hatten. Ständige Verbundenheit geht manchen Menschen auch einfach auf die Nerven. Die Liste der Gründe, Facebook zu entsagen, lässt sich beliebig fortführen.

"Menschen, die nicht bei Facebook sind und ständig im Netzwerk hängen, sind oft viel interessanter. Durch die steigende Zahl von Unternehmen und banalen Informationen von Freunden im Netzwerk bringt Facebook vielen Menschen sowieso nichts mehr. Dass ausgerechnet diese Menschen praktisch kriminalisiert werden, ist absurd", so Wohlfahrt.

(Ende)
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