pte20110809017 Bildung/Karriere

Freiraum lässt Schüler besser lernen

Selbständiges Arbeiten funktioniert auch bei Schwächeren


Lernmaterial: Mehr Selbstständigkeit förderlich (Foto: pixelio.de, D. Schütz)
Lernmaterial: Mehr Selbstständigkeit förderlich (Foto: pixelio.de, D. Schütz)

München (pte017/09.08.2011/12:15) Auch schwache Schüler können selbständig Lösungsstrategien erarbeiten, sofern man sie eigenständig lernen lässt. Das haben Bildungswissenschaftler der TU München http://portal.mytum.de ermittelt. "Ich glaube, dass sich Lehrer trauen müssen, ihre Schüler zu Eigenständigkeit zu motivieren", erklärt Studienleiterin Kristina Reiss im pressetext-Gespräch. Selbstständiges Lernen gilt seit Jahren als Zauberformel für erfolgreichen Unterricht. Erforscht wurde diese Annahme bislang jedoch wenig.

Nachhaltiger Lerneffekt

Etwa 1.600 Gymnasiasten der Jahrgangsstufe acht wurden in verschiedenen Bundesländern unter die Lupe genommen. Die Schüler bekamen ein Arbeitspaket mit geometrischen Aufgaben, die sie auf dem Papier und am Computer während vier Schulstunden lösen sollten. Sie arbeiteten paarweise zusammen, die Lehrer hielten sich in dieser Zeit zurück, standen aber für Nachfragen bereit. Die Achtklässler haben einen deutlichen Lernfortschritt erreicht, berichten die Forscher. "Sie haben gelernt, Mathematik besser zu nutzen", so Reiss. Das Wissen konnten sie auch in einem weiteren Test drei Monate später noch abrufen. Die Bildungsforscher wollten wissen, welcher Grad an Selbstregulierung sinnvoll ist.

Zauberformel selbstreguliertes Lernen

Eine Gruppe der Achtklässler bearbeitete die Aufgaben in einer festgelegten Reihenfolge, die Schwierigkeit erhöhte sich von Schritt zu Schritt. Die andere Gruppe konnte aus dem Material frei wählen. Dieser größere Freiraum steigerte den Lernerfolg aber nicht weiter. Was die Wissenschaftler dabei am meisten überraschte: "Wir hatten erwartet, dass die in Mathematik schwächeren Schüler mehr profitieren, wenn sie stärker durch die Einheit geführt werden", unterstreicht Reiss gegenüber pressetext.

"Einen signifikanten Unterschied zwischen ihnen und den stärkeren haben wir aber nicht festgestellt." Auch schnitten Jungen und Mädchen gleich gut ab. Die Forscher wissen nun, dass sich Schüler auch sehr komplexe Themen mit ihrem individuellen Tempo eigenständig aneignen können. "Obwohl sie oft propagiert werden, sind solche längeren Phasen selbstregulierten Lernens in den Schulen noch nicht alltäglich. Sie sind aber eine wichtige Option für die Lehrer, denn wechselnde Unterrichtsformen halten den Unterricht lebendig."

(Ende)
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