pte20221020017 in Leben

Zu viel Stress im Job erhöht Depressionsrisiko

Studie der University of Michigan hat Daten von 17.000 Assistenzärzten in den USA ausgewertet


Stress: Überlastung im Beruf führt schnell zu Depressionen (Foto: pixabay.ocm, Gerd Altmann)
Stress: Überlastung im Beruf führt schnell zu Depressionen (Foto: pixabay.ocm, Gerd Altmann)

Ann Arbor (pte017/20.10.2022/10:30)

Je mehr Stunden ein Mensch jede Woche in einem stressigen Job arbeitet, desto mehr nimmt auch das Risiko einer Depression zu, wie eine Studie unter der Leitung der University of Michigan zeigt. So steht das Arbeiten von 90 oder mehr Stunden pro Woche mit Veränderungen der Symptomscores einer Depression in Verbindung, die drei Mal höher ausfallen als die Veränderungen der Symptome bei Personen, die 40 bis 45 Stunden pro Woche arbeiten.

90 Stunden pro Woche

Zudem, so die Forscher, verfügt ein höherer Prozentsatz der Personen, die sehr viel arbeiten über Scores, die hoch genug sind, um der Diagnose einer mittelschweren bis schweren Depression zu entsprechen. Dabei handelt es sich um Erkrankungen, die eine Behandlung erfordern. Die Forscher haben für die randomisierte klinische Studie fortgeschrittene statistische Verfahren eingesetzt, um viele andere Faktoren im persönlichen und beruflichen Leben der untersuchten Ärzte zu berücksichtigen.

Die Forscher haben einen Dosis-Wirkungseffekt zwischen den gearbeiteten Stunden und den Depressionssymptomen nachgewiesen. Dabei handelt es sich um eine durchschnittliche Zunahme der Symptome um 1,8 Punkte auf einer Standardskala bei den Ärzten, die 40 bis 45 Stunden in Dienst sind, und bis zu 5,2 Punkten bei Personen, die mehr als 90 Stunden pro Woche arbeiten. Laut den Forschern ist eine große Zahl von Arbeitsstunden neben allen anderen Stressfaktoren ein Hauptfaktor für Depressionen. Für die Studie wurden Daten für einen Zeitraum von elf Jahren von über 17.000 Assistenzärzten im ersten Jahr ihrer Ausbildung ausgewertet. Sie wurden in hunderten Krankenhäusern in den ganzen USA ausgebildet.

Nicht nur Ärzte betroffen

Die Daten stammen von der Intern Health Study. Jedes Jahr werden dafür neue Absolventen der medizinischen Fakultät rekrutiert, um sie ein Jahr lang zu depressiven Symptomen, Arbeitsstunden, Schlaf und weiteren Faktoren zu untersuchen, während sie das erste Jahr ihrer Ausbildung absolvieren. Am häufigsten wurde ein Arbeitspensum zwischen 65 und 80 Stunden pro Woche angegeben.

Laut Seniorautorin Amy Bohnert zeigen die im "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Ergebnisse, dass bei diesen jungen Ärzten die durchschnittlich pro Woche gearbeiteten Stunden dringend reduziert werden müssen. Die Forscher schlagen vor, dass derartige Studien auch bei anderen Jobs mit viel Stress und langen Arbeitszeiten durchgeführt werden sollten. "Es ist zu erwarten, dass sich die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit auch bei anderen Berufen nachweisen lassen."

Stress belastet die Psyche

Das Durchschnittsalter der Ärzte liegt bei 27 Jahren. Etwas mehr als die Hälfte sind Frauen. Eine von fünf Personen wurde im chirurgischen Bereich ausgebildet. 18 Prozent stammen von Gruppen, die aufgrund ihrer Ethnie in der Medizin traditionell unterrepräsentiert sind. Zu Beginn der Ausbildung entsprach weniger als eine von 20 Personen den Kriterien für eine mittelschwere bis schwere Depression.

Bei 46 Prozent kam es in diesem ersten Jahr der Ausbildung im Privatleben zu Stresssituationen wie dem Tod eines Familienmitglieds, der Geburt eines Kindes oder einer Heirat. 37 Prozent gaben an, dass sie in dem Zeitraum an zumindest einem medizinischen Fehler beteiligt waren. Bei der Analyse der Daten sind zahlreiche Faktoren wie Geschlecht, Neurotizismus, eine Vorgeschichte von Depressionen, Familienstand oder das Vorhandensein von Kindern berücksichtigt worden.

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