pte20210525001 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Twitter: Fehlerkorrektur verstärkt Fake News

Experiment von MIT-Wissenschaftlern zeigt, dass freundliche Hinweise Positionen nur verfestigen


Falschmeldungen korrigieren bringt nichts (Bild: Christine Daniloff, mit.edu)
Falschmeldungen korrigieren bringt nichts (Bild: Christine Daniloff, mit.edu)

Cambridge/Exeter (pte001/25.05.2021/06:00)

Wer in den sozialen Netzen eine Fehlinformation korrigiert macht es nur noch schlimmer. In der Folge verbreiten die Nutzer noch schlimmeren Unsinn. Das ist das Ergebnis einer Studie, von Wissenschaftlern des Massachusetts Institute of Technology https://www.mit.edu/ (MIT) in Cambridge/USA. Sie befassten sich konkret mit dem Mikroblogging-Dienst Twitter und stellten fest, dass die Urheber von Fehlinformationen noch giftigere Tweets absonderten , nachdem sie auf höfliche Art korrigiert worden waren.

Die Studie konzentrierte sich auf ein Feldexperiment, bei dem ein Forschungsteam höfliche Korrekturen mit Links zu soliden Beweisen als Antwort auf offensichtlich falsche Tweets über Politik anbot.

[b]Signifikant geringere Qualität[/b]

„Es war nicht ermutigend", sagt Mohsen Mosleh, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der MIT-Management-Schule, Dozent an der Business School der University of Exeter https://www.exeter.ac.uk/ in Großbritannien und Mitautor des Papiers, in dem die Ergebnisse der Studie detailliert beschrieben werden. „Nachdem ein Nutzer korrigiert worden war, habe er Nachrichten retweetet, deren Qualität signifikant geringer und voreingenommener waren", so der Forscher. Außerdem seien die Retweets in einer giftigeren Sprache verfasst worden.

[b]Untersuchung der Retweets von 2000 Nutzern[/b]

Um das Experiment durchzuführen, identifizierten die Forscher zunächst 2000 Twitter-Nutzer mit offensichtlich unterschiedlichen politischen Überzeugungen, die eine von elf häufig wiederholten falschen Nachrichtenartikeln weiterverbreitet hatten. Alle diese Artikel wurden von der Snopes.com entlarvt, einem Online-Portal, dass Falschnachrichten erkennt.

Beispiele sind die falschen Behauptungen, dass die Ukraine mehr Geld als jede andere Nation an die Clinton Foundation gespendet hat, und dass Donald Trump einen behinderten Kampfveteranen wegen des Besitzes eines Therapiehundes aus seiner Mietwohnung vertrieben hat. Auf diese Behauptungen antworteten Twitter-Bot-Konten, die die Forscher zuvor angelegt hatten. Sie existierten zur Zeit des Experiments bereits drei Monate und hatten mindestens 1000 Follower, sahen also aus wie echte Konten. 

[b]„Vielleicht ist es Verlegenheit"[/b]

Wenn die Bots eine der elf falschen Behauptungen entdeckten sandten sie als Antwort, sie seien sich nicht sicher, ob die Behauptung richtig sei. Auf Snopes sei jedenfalls zu sehen, dass sie falsch seien. Die entsprechenden Links schickten sie gleich mit. Die Antwort-Tweets innerhalb von 24 Stunden enthielten neue Fehler und zeugten von festgefahrenen einseitigen Meinungen.

„Wir hätten erwarten können, dass eine Korrektur dazu führt, die Information zu überdenken", sagt MIT-Professor David G. Rand, Mitautor der Studie. Stattdessen scheine die öffentliche Korrektur durch einen anderen Benutzer die Aufmerksamkeit der Menschen von der Genauigkeit abzulenken. „Vielleicht macht es sie verlegen", so Rand.

(Ende)
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