pte20210622014 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Sportlerinnen laufen ohne Publikum schneller

Biathlon-Weltcup 2020 ohne Zuschauer: Corona-Pandemie hat Leistung von Athleten beeinflusst


Schießen: Hier sind Männer ohne Publikum besser (Foto: Ebowalker, pixabay.com)
Schießen: Hier sind Männer ohne Publikum besser (Foto: Ebowalker, pixabay.com)

Halle an der Saale (pte014/22.06.2021/10:30) Männer laufen ohne Zuschauer langsamer, Frauen schneller. Das haben Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) http://uni-halle.de herausgefunden, nachdem sie die Leistung der Sportler beim coronabedingt weitgehend ohne Publikum stattgefundenen Biathlon-Weltcup 2020 analysiert haben. Beim Schießen hingegen sind Frauen in Anwesenheit von Publikum besser, während Männer langsamer und ungenauer schießen als vor leeren Rängen. Details wurden in "Psychology of Sport and Exercise" publiziert.

Social-Facilitation-Theorie wackelt

Aus Sicht der Wissenschaftler sind die aktuellen Studienergebnisse nicht allein auf schwankende Leistungen der Athletinnen und Athleten zurückzuführen. Die neue Untersuchung habe mit 83 (Sprint) beziehungsweise 34 (Massenstart) Weltcup-Biathletinnen und -Biathleten eine gute Datengrundlage, zudem habe sich für beide Wettkampfdisziplinen die gleiche Tendenz gezeigt.

"Das Ergebnis stellt zumindest die Generalisierbarkeit der Social-Facilitation-Theorie infrage und weist auf einen bisher unbekannten Unterschied zwischen Männern und Frauen hin", verdeutlicht MLU-Sportwissenschaftlerin Amelie Heinrich, die als sportpsychologische Expertin auch den deutschen Nachwuchskader im Biathlon betreut. Der besagte Unterschied müsse in weiteren Studien systematisch auch für andere Sportarten untersucht werden, die ebenfalls sowohl konditionelle als auch koordinative Elemente enthalten.

Geschlechtsspezifische Stereotype

Über die Ursachen für die möglichen geschlechtsspezifischen Leistungsunterschiede in Reaktion auf Publikum können die Forscher bisher nur spekulieren. "Möglich ist, dass geschlechtsspezifische Stereotype eine Rolle spielen", so Heinrich. Beispielsweise gelten Männer als konditionell stärker - ein Stereotyp, das durch die Anwesenheit von Publikum aktiviert werden könnte. Einige Studien zeigen zudem, dass Frauen sensibler auf Feedback reagieren. Auf jeden Fall zeigt das Ergebnis laut Heinrich einmal mehr, dass das Geschlecht als möglicher Einflussfaktor bei psychologischen Untersuchungen zu berücksichtigen ist.

(Ende)
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