pts20050315026 Politik/Recht, Medizin/Wellness

Reform im Praxistest: Ist das Gesundheitswesen überfordert?

Studie über Fitness der Kostenträger und Leistungserbringer


Berlin (pts026/15.03.2005/12:00) Die Münchener Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner GmbH hat gemeinsam mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald die Entwicklung und das Umsetzungstempo der jüngsten Gesundheitsreform untersucht. Im Mittelpunkt stand dabei die "Integrierte Versorgung" nach § 140 SGB V.

Bereits seit Jahren ist das deutsche Gesundheitswesen ernsthaft erkrankt. Die Symptome, wie Doppeluntersuchungen oder Kommunikationsdefizite an den Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, sind bekannt. Seit den achtziger Jahren versuchen unterschiedliche Regierungen mit einer Reihe von so genannten Reformen das Gesundheitssystem in Deutschland zu therapieren. So vielfältig die Reformbemühungen bislang auch waren, alle haben sie eines gemeinsam: Sie blieben hinter den Erwartungen zurück.

Seit Januar 2004 ist nun das Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) in Kraft. Auffälligste Veränderung ist die Modernisierung der Versorgungsstrukturen durch den großflächigen Einstieg in die integrierte, sektorenübergreifende, Gesundheitsversorgung. Mit der Einführung der "Integrierten Versorgung" nach § 140 SGB V erhalten die Krankenkassen die Möglichkeit, ihren Versicherten eine abgestimmte Versorgung anzubieten, bei der Haus- und Fachärzte, ärztliche und nicht-ärztliche Leistungserbringer, ambulante und stationäre Bereiche sowie Apotheken koordiniert zusammenwirken.

Doch wie sieht es mit der Fitness der Akteure im Gesundheitswesen aus, wenn die "Integrierte Versorgung" flächendeckend umgesetzt werden soll? Sind sie bereits heute in der Lage, die gesteckten Reformziele in Bezug auf Qualitätsverbesserungen und Kosteneffizienz zu erfüllen oder verabreicht die Politik eine zu starke Dosis, um das Gesundheitswesen zu therapieren? Die Studie, die der Fragestellung "Wie fit sind die Kostenträger und Leistungserbringer in der Integrierten Versorgung?" nachgeht, ist die erste umfassende Betrachtung der "Integrierten Versorgung" aus Sicht aller beteiligten Akteure - der Krankenkassen, der Kranken¬häuser und der Ärzte-Netzwerke.

Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Vorgaben der Politik nicht in der geplanten Geschwindigkeit und Intensität von den Akteuren umgesetzt werden können. Zwar halten 60 Prozent aller Befragten die Reform für sinnvoll und schätzen die Weiterentwicklung der "Integrierten Versorgung" in Deutschland als nachhaltig ein, die meisten Beteiligten sind heute aber noch nicht in der Lage, die gesteckten Erwartungen der Politik zu erfüllen. Vielen fehlt es noch an ausreichenden Kompetenzen und Fähigkeiten, integrierte Versorgungsnetzwerke zu initiieren und an diesen auch erfolgreich teilzunehmen.

"Die meisten Akteure haben Defizite bezüglich der Transparenz über ihren Patienten- beziehungsweise Versichertenbestand", so Dr. Robert Breuer, Geschäftsbereichsleiter Pharma & Health Care bei Dr. Wieselhuber & Partner. "Dementsprechend sind sie heute noch nicht in der Lage, ihre Versicherten beziehungsweise Patienten in integrierte Versorgungsnetze hinein zu steuern und bedarfsgerechte Versorgungsprodukte zu entwickeln."

Und nicht nur das. Um die Erwartungen der Politik an die "Integrierte Versorgung" erfüllen zu können, müssen alle Akteure in Sachen "Technologie" nachlegen. Spätestens, wenn integrierte Gesundheitsversorgung über einige wenige Verträge pro Kostenträger und Leistungserbringer hinausgeht, kommt der Entwicklung der technologischen Infrastruktur eine zentrale Bedeutung zu. Krankheitsbezogene Struktur- und Kosteninformationen müssen aus ambulantem und stationärem Sektor zusammengeführt und über Jahre hinweg analysiert werden.

Die Ergebnisse belegen es: "Integrierte Versorgung" ist keine Modeerscheinung, sondern wird sich nach Auffassung der Befragten nachhaltig entwickeln. Als Treiber der künftigen Entwicklung vernetzter Versorgungsformen werden von den Befragten in erster Linie die Krankenkassen gesehen. Weitere Bedeutung erlangen nach Einschätzung der Studienteilnehmer die Leistungserbringer der Akutmedizin wie auch die Politik. Die Pharmaindustrie spielt nach Auffassung der Befragten bislang noch eine eher untergeordnete Rolle in der "Integrierten Versorgung". Dennoch ist Dr. Robert Breuer davon überzeugt, dass Modelle der "Integrierten Versorgung" für Pharmaunternehmen ein attraktiver Weg sind, die ärztliche Verordnung zu beeinflussen, indem dies über Direktverträge zwischen Krankenkassen und Pharmaunternehmen flankiert wird.

Letztendlich ist die "Integrierte Versorgung" ein zentraler Baustein einer modernen Gesundheitsversorgung. Integrierte Versorgungsformen haben das Potenzial, das deutsche Gesundheitssystem strukturell zu erneuern. Der von allen Befragten geäußerte Optimismus spricht sehr dafür, dass die Akteure bestrebt sind, ihr Fitnessprogramm in Sachen "Integrierte Versorgung" individuell zu definieren und ernsthaft zu betreiben. Dies würde zur Rekonvaleszenz des deutschen Gesundheitswesens maßgeblich beitragen.

Die Studie kann bei Dr. Wieselhuber & Partner angefordert werden. Die Schutzgebühr beträgt 50 Eur inkl. MwSt.
Journalisten erhalten die Untersuchung kostenlos.

Weitere Informationen:
Melanie Kellner, M.A.
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(Ende)
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